"Wir bemerken, dass einige unserer Kundinnen und Kunden nicht mehr täglich Essen bestellen, sondern nur noch an bestimmten Tagen oder dass sie ganz abbestellen, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen", erzählt Heike Morell, Einrichtungsleiterin bei Essen auf Rädern. "Für die alten Menschen ist es dann schwierig oder unmöglich, täglich eine warme und vollwertige Mahlzeit zu bekommen. Es fällt ihnen schwer, selbst einzukaufen oder zu kochen, weil sie nicht mehr so lange laufen oder stehen können und auch die Beweglichkeit und Kraft in den Händen nicht mehr so vorhanden ist wie früher. Außerdem übernimmt Essen auf Rädern bei vielen der Kundinnen und Kunden eine Kontrollfunktion. Unsere Fahrerinnen und Fahrer sind häufig der einzige Kontakt am Tag. Sie rufen bei Bedarf den Notarzt und informieren mich, wenn es Veränderungen bei einem Kunden gibt. Ich setze mich dann mit Angehörigen oder mit dem Sozialdienst in Verbindung."
Das Projekt "Warmes Essen an jedem Tag" von Essen auf Rädern richtet sich nun an Seniorinnen und Senioren, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, aber keinen Anspruch auf unterstützende Leistungen durch das Sozialamt haben. "Diese Gruppe ist besonders oft von Altersarmut betroffen", erklärt Gregor Petermann, Leiter der Mobilen Altenhilfe im Caritasverband. "Wir möchten diese Menschen mit einem Zuschuss von 3,50 Euro pro Tag und pro Mahlzeit von Essen auf Rädern des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. unterstützen, damit sie sich die tägliche warme Mahlzeit wieder leisten können."
Interessenten können einen Antrag bei Essen auf Rädern stellen - das Antragsverfahren ist einfach und unbürokratisch gestaltet. Gefragt wird nach dem Haushaltseinkommen (ohne Pflegegeld, Blindengeld und Kriegsopferfürsorge). Genauere Infos sowie auch einen Antrag gibt es hier. Die Einkommensgrenzen liegen höher als bei der Beantragung staatlicher Hilfen. "Unsere Erfahrung zeigt, dass die Hemmschwelle für ältere Menschen hoch ist, solche Hilfen zu beantragen", erklärt Gregor Petermann. "In der Regel haben sie, trotzdem sie gearbeitet haben, jetzt nur kleine Renten. Wir versichern, dass die Daten der Antragsteller vertraulich behandelt werden. Unsere Mitarbeitenden unterliegen der Schweigepflicht. Ganz besonders bei so etwas Vertraulichem wie den Daten der Kundinnen und Kunden." Anträge stellen können sowohl die Bestandskunden von Essen auf Rädern als auch solche, die gerne Essen auf Rädern beziehen möchten.
Wird ein Antrag bewilligt, wird der Zuschuss zunächst für drei Monate gewährt. Es kann aber unkompliziert verlängert werden, wenn beim Caritasverband weiter ausreichend Mittel dafür vorhanden sind. "Für das Projekt sind wir auf Fördergelder und Spenden angewiesen", erklärt Gregor Petermann. "Wir haben bereits eine großzügige Förderung von Ihnen leuchtet ein Licht, der Benefizaktion des Wiesbadener Kuriers, erhalten, sodass derzeit keine Engpässe bestehen. Wir möchten das Projekt aber dauerhaft fortführen und sind dafür auch dankbar für Privatspenden. Nicht ganz 25 Euro helfen dabei einem älteren Menschen, eine Woche lang jeden Tag eine warme Mahlzeit zu beziehen. Wir bemühen uns aber auch sehr rege um weitere Fördermittel." Spenden ist hier möglich.