„Es ging uns nicht darum zu vermitteln, dass die Menschen überhaupt keinen Alkohol mehr trinken sollen. Wir wollten mit unserer Aktion die Passanten animieren, zumindest die Höhe ihres Alkoholkonsums zu überdenken. Und ich bin davon überzeugt, dass uns das schon bei dem einen oder anderen gelungen ist“, zieht Maria Jox-Doppler, Leiterin der Fachambulanz für Suchtkranke, ein Fazit zu ihrer Aktion am Freitag, den 19. Juni.
Die Beraterinnen und Berater der Fachambulanz hatten sich im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche Alkohol mit einem Stand auf dem Mauritiusplatz präsentiert. Insbesondere bei den Alkoholpyramiden, die den Pro-Kopf-Alkoholkonsum eines Bundesbürgers im Jahr in Bier, Wein und Schnaps verdeutlichten, blieben viele ungläubig stehen. „Für die meisten war es ein A-ha-Erlebnis mal die Bier- oder Weinkisten aufgestapelt zu sehen, die ein jeder über das Jahr verteilt trinkt. Wenn wir dann auch noch auf Nachfrage bestätigt haben, dass Minderjährige, die noch keinen Alkohol trinken dürfen, nicht aus der Statistik rausgerechnet wurden, konnten die meisten das kaum glauben“, berichtet Maria Jox-Doppler.
Ähnlich anziehend war der Parcours, der ausgestattet mit einer Rauschbrille begangen werden konnte. Simuliert wurde die eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit bei 0,8 und 1,3 ‰ Blutalkohol. Für die meisten war überraschend, dass sie nicht in der Lage waren, die Hindernisse fehlerfrei zu umgehen.
Die Beraterinnen und Berater der Fachambulanz wurden bei ihrer Arbeit zeitweise von Fußballweltmeisterin und Dipl.-Pädagogin Nia Künzer unterstützt, die fleißig Autogramme schrieb. Sie engagiert sich für das Thema Suchtvorbeugung im Rahmen des Projekts der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Kinder stark machen“. Zusätzlich lockte ein Clown Passanten an den Stand und animierte mitzumachen und sich zu informieren.
Während die meisten Kampagnen auf den riskanten Alkoholkonsum von Jugendlichen ausgerichtet sind, sollte in der Aktionswoche Alkohol ausdrücklich auch in der erwachsenen Bevölkerung für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol geworben werden. Denn auch die Erwachsenen – nicht zuletzt Vorbilder für Kinder und Jugendliche – trinken mit durchschnittlich vier Gläsern pro Tag zu viel. Insgesamt trinken rund 10 Millionen Menschen zu viel Alkohol, davon gelten 1,3 Millionen als alkoholabhängig.
Im Rahmen der Aktionswoche Alkohol unter dem Motto „Alkohol? – Kenn dein Limit“ fanden in diesem Jahr im gesamten Bundesgebiet Veranstaltungen statt. Veranstaltet wurde sie von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V. und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Schirmherrin war wieder die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing.