Noch im Februar dieses Jahres schien ein Krieg in Europa unvorstellbar. Seither haben viele Ukrainer_innen auf der Flucht vor dem Krieg im eigenen Land, vor Gewalt und Zerstörung, ihr Land verlassen und suchen auch in Wiesbaden Schutz, Beratung und Hilfe beim Ankommen in Deutschland. Etwa 4.000 Menschen aus der Ukraine sind seit Kriegsbeginn in der Landeshauptstadt angekommen. "Wir haben die Not der Menschen gesehen und ihre Schwierigkeiten, sich in unserer Stadt zurecht zu finden", erklärt Maria-Theresia Gräfin von Spee, Vorstandssprecherin des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Die Notwendigkeit, eine Anlaufstelle für diese Menschen zu schaffen, die ihnen Orientierung bietet, war schnell offensichtlich. "Die jüdische Gemeinde als Kooperationspartner für das Projekt hat sich zum Einen wegen der räumlichen Nähe angeboten", erklärt Maria-Theresia Gräfin von Spee. "Zum Anderen sind auch viele der Gemeindemitglieder Ukrainer_innen und viele der Geflüchteten jüdischen Glaubens. Wir freuen uns, dass die jüdische Gemeinde dem Projekt von Anfang so offen gegenüber stand und die Kooperation nun so gut klappt."
Das größte Problem, vor dem die Neuankömmlinge stehen, ist die Sprachbarriere. Die meisten sprechen kein Deutsch und auch kein Englisch. An dieser Stelle bewährt sich die Kooperation mit der jüdischen Gemeinde, deren Mitglieder sehr hilfsbereit viel Übersetzungsarbeit leisten. "Die Hilfsbereitschaft ist aber insgesamt groß", sagt Carolin Enenkel, die zusammen mit Manuel Flügel für das Ukraine-Hilfezentrum verantwortlich ist. "Es haben sich schon gut fünfzig Menschen bei uns gemeldet, die helfen möchten. Auch aus den katholischen Kirchengemeinden und aus der ganzen Stadt. Über zwanzig übersetzen inzwischen für uns und ermöglichen so überhaupt erst die Beratung." Ehrenamtliche ohne russische bzw. ukrainische Sprachkenntnisse helfen vor dem Ukraine-Hilfe-Zentrum, versorgen die Menschen, prüfen die 3G-Regelung und sorgen dafür, dass die Stimmung vor Ort gut bleibt und sich die Geflüchteten willkommen fühlen. Darüber hinaus bietet die Jugendkirche KANA während der Öffnungszeiten des Hilfezentrums Kinderbetreuung im Hof des Roncalli-Hauses an. "Wir haben auch viele weitere Unterstützungsangebote erhalten und prüfen die Umsetzbarkeit", ergänzt Carolin Enenkel. "Wir möchten das Angebot flexibel gestalten und es an die Bedarfe der Geflüchteten anpassen."
Die Bedarfe der Geflüchteten sind individuell verschieden. Zu Beginn haben viele Unterstützung bei der Eröffnung eines Bankkontos gebraucht. Im Hilfezentrum wurde daraufhin Termine bei Banken organisiert und die Geflüchteten dort von Übersetzern unterstützt. Ein dringendes Problem ist die Unterkunft. In den Privatunterkünften, in denen viele zunächst bei Verwandten oder Freunden untergekommen sind, ist der Platz oft eng und einige Vermieter dulden die zusätzlichen Personen nicht auf Dauer in den Wohnungen. Der Umzug in eine Gemeinschaftsunterkunft, gerade wenn Säuglinge und Kleinkinder oder betagte Senioren Teil der Familien sind, ist keine adäquate Lösung. Die, die bereits in Gemeinschaftsunterkünften leben, wenden sich teilweise mit den Problemen, die sich dort ergeben, an die Berater_innen. Hinzu kommt das Beantragen von Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz oder dem Sozialgesetzbuch (SGB) und direkte Fragen nach ärztlicher Versorgung und Medikamenten. "Wir sind froh, dass wir hier inzwischen Entspannung schaffen konnten", erklärt Enenkel. "Wir stehen im Kontakt mit nahe gelegenen Praxen, die unsere Klient_innen unproblematisch aufnehmen. Die Zusammenarbeit klappt wirklich gut, das hilft den Menschen schnell weiter. Dafür sind wir sehr dankbar." Jetzt kommt auch die Wahl der Krankenkasse auf die Geflüchteten zu. Häufig werden auch Fragen zu Kita-Plätzen, zur Anmeldung in der weiterführenden Schule, zur Kinderbetreuung während des Sprachkurses oder nach Schulausrüstung und Schulranzen gestellt. Und natürlich zu Plätzen in Integrationskursen. All diese Fragen werden von den Fachberater_innen aus dem Migrationsdienst, dem BauHof und der Allgemeinen Sozialberatung fachgerecht beantwortet und beim Beantragen von Leistungen unterstützt. "Wir bedanken uns bei allen, die uns beim Aufbau und Betreiben des Ukraine-Hilfezentrums unterstützen", sagt Maria-Theresia Gräfin von Spee. "Bei den vielen Ehrenamtlichen, aber natürlich auch bei den hauptamtlichen Mitarbeitenden. Ohne die Fachberatung könnten wir das Hilfezentrum nicht betreiben. Alle sind sofort und unkompliziert bereit gewesen uns zu unterstützen. Das beeindruckt uns sehr und zeigt, dass der Caritas-Gedanke, der Gedanke an Nächstenliebe, tief verwurzelt ist."
Derzeit werden die Kosten für das Ukraine-Hilfezentrum so gering wie möglich gehalten. Für die Geflüchteten stehen Getränke und Snacks bereit, um sie willkommen zu heißen und Hunger zu stillen. Auch sind Treffen zum Austausch für die Ehrenamtlichen und Supervisionen geplant. "Für die ehrenamtlichen Übersetzer_innen ist die Arbeit teilweise belastend, sodass wir sie mit Hilfeangeboten unterstützen müssen", erklärt Carolin Enenkel. "Einige der Geflüchteten berichten im Laufe der Beratung von ihren Kriegs- und Fluchterfahrungen. Das ist für die Übersetzer_innen nicht einfach zu verarbeiten." Auf längere Sicht ist abzuwarten, was im Hilfezentrum noch benötigt wird. "Wir planen zusätzliche Sprachkurse, für die wir dann Honorarkräfte brauchen", erklärt Carolin Enenkel "Wir möchten auch Kinderbetreuung anbieten, zum Beispiel während die Integrationskurse laufen. Dafür benötigen wir eine kleine Küchenzeile, weil die Kinder mit Getränken und Essen versorgt werden müssen."
Maria-Theresia Gräfin von Spee ergänzt: "Die Koordination der Dienste und den Aufbau des Ukraine-Hilfe-Zentrums - dies alles finanzieren wir aus Eigenmitteln. Insofern rufen wir zu Spenden auf, um den Aufbau des Ukraine-Hilfe-Zentrum und den Ausbau der Hilfen aktiv voran treiben zu können. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende. Vielen Dank!"
Zum Ausbau dieser Hilfen ist der Caritasverband auf Spenden angewiesen.
Spendenkonto:
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DKM Darlehenskasse Münster eG
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