"Erbenheim ist ein sehr vielfältiger Stadtteil", erklärt Judith Rapp, Leiterin von KiEZ und CSTZE. "Hier leben viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Nationalitäten, darunter auch neu zugezogene, da Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete im Stadtteil beheimatet sind. Die Behördenlandschaft in Deutschland ist ihnen oft fremd, genauso wie das Kita- und Schulsystem. Niedrigschwellige Unterstützung, wie wir sie anbieten, ist grundlegend wichtig für die Integration und den Sprach- und Lernerfolg der Kinder in den Familien. Dazu kommt, dass bei den meisten Familien die finanziellen Ressourcen sehr begrenzt sind."
Das KiEZ ist die richtige Anlaufstelle für Familien in allen Lebenslagen, die Fragen zu Erziehung, kindlicher Entwicklung, Bildung, Betreuung und dem familiären Zusammenleben haben. Neben individuellen Sprechstunden werden Kinder und ihre Familien mit vielen Gruppenangeboten unterstützt.
Eltern sicherer machen, Deutsch zu sprechen
Bei den jeweils einmal wöchentlich stattfindenden Babytreff und ZusammenSpiel kommen Mütter und ihre Kinder. Es wird gesungen, gefrühstückt und gekrabbelt. Auch andere Bewegungs- oder Kreativangebote für die Kinder gibt es. Im Babytreff kommen die Kinder erstmalig mit Gleichaltringen zusammen und probieren aus, wie ihr Gegenüber auf sie reagiert. Im ZusammenSpiel sind die Kinder ein bis drei Jahre alt und werden schwerpunktmäßig auf die Kita vorbereitet. "Seit der Pandemie stellen wir fest, dass die Kinder teilweise gar kein Deutsch können", erklärt Judith Rapp. "Auch im Umgang mit anderen Kindern gibt es Nachholbedarf, gerade bei denen, die keine Geschwister haben. In beiden Angeboten möchten wir auch die Eltern in der Sprache sicherer machen und damit Hemmungen abbauen, mit den Kindern Deutsch zu sprechen oder die Lieder, die sie bei uns lernen, auch zu Hause mit den Kindern zu singen." In beiden Angeboten werden jedes Mal auch Themen der Eltern bearbeitet. Das kann die Kita sein, Ernährung oder die Förderung der altersgerechten Entwicklung des Kindes. Vorgestellt werden auch Beschäftigungsmöglichkeiten, die wenig oder gar nichts kosten.
Ein spannendes und interessantes Kinderbuch wird in der Lese- und Sprachförderung für Vier- bis Sechsjährige laut vorgelesen, im Anschluss darüber gesprochen und etwas Schönes dazu gebastelt. Auch hier liegt der Fokus auf der Vorbereitung auf die Kita sowie dem Spracherwerb und der Förderung der Kreativität.
Zeit mit Papa verbringen
Gemeinsam mit Papa klettern, Ausflüge unternehmen, beim Geocaching Verstecke entdecken oder Spiele spielen - zehn bis zwölf Väter und ihre Kinder sind einmal im Monat bei der der Vater-Kind-Aktion dabei. Eine Anmeldung ist bei dem offenen Angebot nicht nötig. "Wir möchten mit dem Angebot die Väter mehr ins Boot holen", erklärt Judith Rapp. "Sie sollen mit ihren Kindern abseits von zu Hause eine gute Zeit verbringen. Oftmals kommen die Väter spät von der Arbeit nach Hause und es bleibt dann kaum Zeit, sich mit den Kindern zu beschäftigen, bevor sie ins Bett müssen."
Für Zuhause sind Brettspiele eine gute Möglichkeit, sich gemeinsam zu beschäftigen. In der Familienauszeit wird deshalb einmal im Monat mit den Familien ein schwieriges gespielt. "Inzwischen ist es so, dass die Familien im Internet nach Spielen suchen und dann bei uns danach fragen", erzählt Judith Rapp. "Das Spiel sieht interessant aus, aber sie verstehen die Regeln nicht. Zusammen schaffen wir das dann. Schön ist zu sehen, dass die Kinder und Eltern sich auch allein zu Hause mit den Gesellschaftsspielen beschäftigen." Die Spiele können sich die Familien auch ausleihen.
Kreativ wird es für die Kinder und ihre Eltern viermal im Jahr in Kooperation mit der Kinder- und Jugendgalerie. Dann wird gemalt, mit Ton experimentiert oder mit Mosaik gestaltet.
Gemeinsame Ausflüge erleben
Ein Ausflug in das Taunus Wunderland, den Zoo oder ins Museum - das können sich viele der Familien in Erbenheim nicht leisten. Etwa viermal im Jahr bietet das KiEZ deshalb Familienausflüge an. Und beim jährlichen Mitmachzirkus wird Jonglage, Balancieren und Clownerie angeboten. Diese Erlebnisse stärken das Selbstbewusstsein der Kinder, den Familienzusammenhalt, fördern Kreativität und Bewegung und unterstützen immer wieder beim Spracherwerb. "Wir möchten den Kindern und Familien mit unseren künstlerischen und Bewegungsangeboten Wege zeigen, wie sie ihre Freizeit fern von Fernseher und Smartphone verbringen können", erklärt Judith Rapp.
Zu alldem kommen die Angebote des Caritas Stadtteilzentrums Erbenheim, das allen Erbenheimern offensteht und sich nicht nur an Familien mit Kindern richtet. In der Lernwerkstatt sollen die noch bestehenden Lücken von sechs- bis zehnjährigen Schülerinnen und Schülern aus den Zeiten von Pandemie und Homeschooling geschlossen werden. Das CSTZE kooperiert dabei mit einer Schule. Geleitet wird die Gruppe von einer Lehrkraft. "Wir sind keine klassische Hausaufgabenhilfe", erklärt Judith Rapp. "Die Kinder sind bei uns in zwei altersspezifische Gruppen aufgeteilt, damit nicht Viertklässler gemeinsam mit Erstklässlern lernen. Es geht uns vor allem auch darum, den Kindern den Spaß am Lernen zu vermitteln und zu zeigen, dass auch Mathe Spaß machen kann."
Einen Ausflug in die nähere Umgebung, auf den Neroberg, zur Domäne Mechthildshausen oder in ein Museum bietet KulTour für alle einmal im Monat. "Wir möchten den neuen oder schon länger hier lebenden Erbenheimern die Umgebung zeigen und gleichzeitig vermitteln, dass ein Ausflug nichts oder nur sehr wenig kosten kann", erklärt Judith Rapp. "Der Eintritt zur Domäne ist zum Beispiel frei und die Kinder können sich die Tiere und vieles mehr ansehen."
Bücher und Spiele-Rucksäcke zum Ausleihen
Und nicht zu vergessen: Familien können sich im KiEZ Spiele-Rucksäcke ausleihen, die je nach Altersklassen unterschiedlich gefüllt sind. Darin können Uno-Karten sein, Seifenblasen, Straßenkreide und vieles mehr. In der KiEZ-Bücherei gibt es Bücher, die die Familien leihweise mit nach Hause nehmen können. Einige der Bücher sind mehrsprachig, zum Beispiel auf Arabisch und Deutsch, um die Eltern zu animieren, ihren Kindern auch die deutschen Texte vorzulesen. "In den Familien fehlen nicht selten die finanziellen Ressourcen für die Anschaffung von Spielsachen und Büchern", berichtet Judith Rapp. "Die Spiele-Rucksäcke und unsere Bücherei werden aber gut genutzt."
Der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus bietet Kindern und ihren Familien in Erbenheim ein breites Angebot zur Förderung von Lernen, Kreativität und Bewegung. Darüber hinaus werden die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und sensibilisiert für die altersgerechte Unterstützung ihrer Kinder. Wichtig ist die Kooperation mit anderen Trägern und Behörden im Stadtteil, die die Familien auf die Angebote im Stadtteil hinweisen. "Darüber hinaus kommen inzwischen aber auch viele Eltern und Kinder über Empfehlungen ihrer Freunde und Nachbarn zu uns", erklärt Judith Rapp. "Das freut uns sehr, weil es uns auch zeigt, dass die Menschen uns vertrauen und gerne zu uns kommen."
Hintergrund:
Unter dem Motto #starkekids rückt die Caritas im Bistum Limburg vom 17. Oktober bis zum 15. November das Thema "Kinderarmut und Bildung" in den Mittelpunkt. Damit Kinder und Jugendliche gut aufwachsen und ein selbstbestimmtes Leben führen können, unterstützt die Caritas sie und ihre Familien mit verschiedenen Bildungsprojekten, Diensten und Einrichtungen vor Ort. Dabei geht es sowohl um konkrete Hilfen, Unterstützung und Beratung in unterschiedlichen Lebenslagen als auch um die Vermittlung von Werten sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins. Die Artikelserie ist ein Beitrag zu den bundesweit laufenden "Armutswochen". Die Caritas sensibilisiert mit den Aktionswochen für das Thema Armut.