Es ist vergleichsweise ruhig im BauHof als die beiden Politiker_innen ihren Rundgang durch die Räume und über das Gelände machen - es sind Sommerferien. Nur ein Integrationskurs findet gerade statt. Das bietet sofort Gesprächsstoff. Derzeit bietet der BauHof zwei Integrationskurse an, einen davon in Zusammenarbeit mit der evangelischen Hoffnungsgemeinde in Biebrich. Bald soll es einen dritten Kurs geben und dennoch: Der Bedarf kann damit nicht gedeckt werden. Wenn die wöchentliche Sprachkursberatung stattfindet, dann stehen die Hilfesuchenden bis auf den Hof Schlange. Der BauHof versucht weitere Abhilfe mit zusätzlichen Angeboten zu schaffen. Da ist der Kurs "Alltagsdeutsch für Ältere" und auch das Sprechcafé, in dem sich Eltern direkt nachdem die Kinder morgens zur Schule gegangen sind, treffen. "Diese inoffiziellen Angebote können aber nur ergänzend sein", sagt Daniel Naumann, Leiter des BauHofs. "Die Menschen müssen möglichst schnell in Integrationskurse geleitet werden, damit sie möglichst schnell in Deutschland Fuß fassen können. Die Sprache ist ein wichtiger Schlüssel dafür." Das Problem haben auch die beiden Politiker_innen gesehen. Nicht nur in Biebrich fehlt es an passenden Räumlichkeiten und vor allem an Integrationskurslehrer_innen. Finanziert werden die Kurse vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Nach weiteren drängenden Themen, die an das BauHof-Team in der letzten Zeit verstärkt herangetragen werden, fragt Dr. Patricia Becher. Altersarmut ist ein Thema, mit dem der BauHof mehr und mehr Berührungspunkte hat. Die Ansprechpartnerin für Senior_innen und Familien und die Anlaufstelle für Gesundheit beraten die Hilfesuchenden direkt im BauHof. Darüber werden auch Treffen direkt im BauHof oder Ausflüge für ältere Menschen angeboten. Außerdem gibt es ein regelmäßiges Frühstück für Ältere und Alleinstehende sowie den wöchentlich stattfindenden Mittagstisch, der für alle offen ist, zu dem aber auch viele Senior_innen kommen. Für alle ist das eine einfache Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und einer Vereinsamung entgegenzuwirken.
Der Mittagstisch findet im Herzstück des BauHofs statt - einem großen Gemeinschaftsraum mit Kaffeetheke und einer anliegenden großen Küche, in der das Mittagessen auch gekocht wird. 30 bis 35 Essen werden an jedem Mittagstisch für kleinen Preis ausgegeben. Die Küche wird auch für das Kochen mit Gruppen genutzt, so zum Beispiel für die Kinderkochgruppe "Ich kann kochen", an der jeweils 20 bis 30 Kinder teilnehmen.
Für zwölf Kinder wird außerdem noch eine Hausaufgabenhilfe angeboten sowie auf Wunsch der Eltern eine Leseförderung. Aber auch die Bewegung kommt nicht zu kurz. Der Hof an sich lädt zum Spielen und Radfahren ein und dann ist da natürlich noch der Kletterturm, der auch einmal wöchentlich genutzt werden kann. In der Fahrradwerkstatt können gebrauchte Fahrräder gegen Spende erworben werden, es gibt Hilfestellung bei der Reparatur des eigenen Drahtesels und es werden Fahrradkurse angeboten. Gerne werden natürlich auch Fahrradspenden angenommen.
Darüber hinaus gibt es auch Elternbildungsangebote, die zum Beispiel bei der Navigation durch das deutsche Kita- und Schulsystem helfen sollen. Und dann natürlich die Einzelberatungen in den Bereichen Familien, Senior_innen, Migration, Kinder und Teens oder Gesundheit.
"Wir bieten hier eine ganz niedrige Anlaufstelle für die Menschen im Quartier", sagt Daniel Naumann. "Für unser Klientel ist es wichtig, dass es Angebote in der direkten Nähe gibt, weil viele selten den Stadtteil verlassen." Das ist auch Dr. Patricia Becher und Silas Gottwald bewusst, die sich den BauHof interessiert angesehen und viele Notizen gemacht haben.