WIESBADEN. – Am
17. Juni fand im Wiesbadener Roncalli-Haus ein Fachtag zur Kampagne
„Kinderarmut bekämpfen“ des Bistums Limburg statt. Mit der im Jahr 2009 ins
Leben gerufenen Kampagne soll ein Zeichen gegen die wachsende Armut von Kindern
in Deutschland gesetzt werden.
In Deutschland ist inzwischen jedes 6. Kind von Armut betroffen. „Aber auch nur
ein armes Kind ist eins zuviel in der Armutsstatistik“, erklärt Beatrix
Schlausch, Vorsitzende der Diözesanversammlung. „Kinder sind unsere Zukunft.
Wir dürfen nichts unversucht lassen, Eltern zu unterstützen, damit kein Kind
verloren geht.“
Die gravierende Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern in den
Bereichen Gesundheit, Bildung und Teilhabe, verdeutlichte Dr. Antje
Richter-Kornweitz in ihrem Vortrag „Armut und Resilienz – was Kinder stark
macht“. „Dauerhafte Armut verschärft jede Auffälligkeit“, stellt sie fest.
Soziale und personale Ressourcen schützen hingegen Kinder gegen die negativen
Auswirkungen von Armut und sollten deshalb in Kindheit und Jugend gefördert
werden. Gerade sozial benachteiligte Familien würden aber von den sozialen
Diensten kaum erreicht und erhielten deshalb keine Hilfsangebote.
Niedrigschwellig müsse die Elternarbeit deshalb sein. Dazu gehörten
familienfreundliche Öffnungszeiten, Anonymität und Vertraulichkeit, Alltagsnähe
zur Zielgruppe und Verankerung in deren Lebenswelt, Beachtung des kulturellen
und weltanschaulichen Hintergrunds, die Auffindbarkeit mehrerer Angebote unter
einem Dach oder die frühzeitige und präventive Orientierung.
Wiesbaden, Rheingau und Untertaunus haben hier bereits einiges zu bieten. In
Bad Schwalbach bietet der Caritasladen „RuF- Rund um Familie“ des
Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Kleidung für Kinder,
Heranwachsende und Schwangere gegen geringes Entgelt oder zum Tausch.
Kinderwagen und -betten können geliehen werden. Der Großteil der Arbeit wird
von knapp 40 Ehrenamtlichen bewältigt. Zu den Öffnungszeiten des Ladens öffnet
außerdem Café RuF im gleichen Gebäude. Bei Kaffee oder Tee können Eltern oder
Großeltern hier entspannen und Kontakte knüpfen. Regelmäßig sind außerdem
Beraterinnen aus dem Caritaszentrum vor Ort und stehen als Ansprechpartnerinnen
bereit. Die Räumlichkeiten werden außerdem von einer Krabbelgruppe genutzt und in
der Küche findet regelmäßig ein Kinderkochkurs in Kooperation mit dem
Kinderschutzbund statt.
„Schüler helfen Schülern“ ist ein Projekt im Rheingau in Kooperation der St.
Ursula-Schule, der kath. Kirchengemeinde Geisenheim, dem Caritasverband
Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. und dem Kinderschutzbund.. Schülerinnen und
Schüler der St. Ursula-Schule bieten ehrenamtlich eine einzelfallbezogene Nach-
und Hausaufgabenhilfe für benachteiligte Schüler an für die das Angebot
freiwillig und kostenfrei ist.
Ebenfalls im Rheingau gibt es „Cook mal Kess“, eine Kooperation der
katholischen Familienbildung mit dem Katholischen Kindergarten Rabanus Maurus,
der Stiftung Zukunft schenken und dem Hotel „Kloster Johannisberg“. Während die
Mütter am Kess-Erziehungskurs teilnehmen und Themen wie Erziehungsziele und
-werte, Grenzen setzen – Regeln vereinbaren oder Kreisläufe der Entmutigung und
Ausstiegsstrategien behandeln, werden die Kinder unabhängig von ihrem Alter in
der Kita Rabanus Maurus betreut. Im Anschluss an den Erziehungskurs am Morgen,
bereiten die Mütter in der Küche des Hotels „Kloster Johannisburg“ mit dem
dortigen Koche eine gesunde Mahlzeit zu, decken gemeinsam den Tisch und essen
im Anschluss gemeinsam mit ihren Kindern.
PEKiP – Gruppen nach dem Prager-Eltern-Kind-Programm der Katholischen
Familienbildung in Kooperation mit dem Amt für Soziale Arbeit wendet sich in
Wiesbaden stadtteilbezogen an Mütter mit Babys im ersten Lebensjahr. Im
Mittelpunkt der Kurse stehen Spiel- und Bewegungsanregungen, 6 bis 8 Erwachsene
treffen sich jeweils mit ihren Babys. Vor und nach der Spielphase mit den
Kindern ist jeweils Raum und Zeit für Gespräche der Erwachsenen und für die
individuellen Anliegen der Frauen.
Im Wiesbadener SkF Anziehtreff werden Kleidung für Säuglinge, Kinder und
Schwangere, Autositze, Kinderwagen und vieles mehr ausgegeben.
Weitere Projekte präsentierten sich auf dem Markt der Möglichkeiten im
Roncalli-Haus. Der Anfang zur Verbesserung der Situation von Armut betroffener
Kinder ist gemacht, viele interessierte Veranstaltungsteilnehmer haben sich
über die bestehenden Projekte informiert und vielleicht Anregungen und Ideen
für eigene Projekte in ihren Kirchengemeinden oder Vereinen mit nach Hause
genommen.
Pressemitteilung
Regionalveranstaltung zur Bistumskampagne in Wiesbaden
Erschienen am:
23.06.2010
Beschreibung