Zu neunt ist das Team bestehend aus vier Chirurgen, zwei Anästhesisten, einer Anästhesieschwester und zwei OP-Pflegern nach Tansania aufgebrochen. Auch Markus Juretzki arbeitet nicht nur als Pflegefachkraft in der Sozialstation, sondern auch als OP-Pfleger im St. Josefs-Hospital Rheingau in Rüdesheim am Rhein, das ihn für den Einsatz, genauso wie der Caritasverband, freigestellt hat. Im Gepäck hatten sie neben viel Erfahrung auch das Material, dass für die Operationen gebraucht wurde, sowie eine große Tasche mit Stofftieren, von denen jeder der Patient_innen bei der Ankunft in der Anästhesie eines überreicht bekommen hat. "Die Stofftiere waren ein absolutes Highlight für die Kinder", sagt Markus Juretzki. "Generell waren die Kinder sehr taff. Es war ganz selten, dass eins geweint hat."
35 Operationen hat das Team in zwei Wochen durchgeführt. Eine Operation hat 70 bis 90 Minuten gedauert. Die Kosten von 250 bis 300 Euro pro OP hat die pro interplast Seligenstadt aus Spendenmitteln übernommen, sodass Operation und Behandlung für die Patient_innen kostenlos waren. Operiert wurden Kinder ab vier Jahren bis hin zum Teenager und wenige Erwachsene. "In Tansania ist die medizinische Versorgung nach der Geburt nicht flächendeckend gegeben", erklärt Markus Juretzki. "Hier in Deutschland werden Fehlstellungen der Füße innerhalb der ersten zwei Lebensjahre korrigiert. In Tansania haben die meisten Menschen keine Krankenversicherung und auch kein Geld dafür, die Behandlung selbst zu zahlen." Für die Betroffenen bedeutet die Fehlstellung der Füße eine massive Einschränkung in der Bewegungsfähigkeit und hat damit starke Auswirkungen auf ihr Leben, aber auch auf ihr Ansehen innerhalb der Gesellschaft.
Von morgens 7.30 Uhr bis 17 Uhr wurde in zwei Teams operiert. "Das Krankenhaus war schlicht und einfach eingerichtet", erzählt Markus Juretzki. "Manches würde bei uns in Deutschland so nicht gehen, wie etwa Rost am Infusionsständer. Es fehlen aber die finanziellen Mittel für neues Material. Das Infektionsrisiko nach Operationen ist in Tansania um ein Vielfaches höher als bei uns. Aber bei keiner unserer OPs hat es hinterher Probleme dahingehend gegeben." Um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten, wurden bei den Operationen keine Platten oder ähnliches eingesetzt, um die Füße zu stabilisieren. Stattdessen müssen die jüngeren Kinder zwei Monate mit Gips laufen und die älteren, deren Knochen schon härter sind, sogar drei Monate. Die Unterarmgehstützen, die sie dafür brauchen, wurden für jeden individuell angepasst an die Körpergröße in einer Werkstatt im Krankenhaus aus Holz hergestellt. Höhenverstellbare Stützen gibt es in Tansania nicht.
Ort des Geschehens war das St. Benedict Ndanda Referral Hospital, das 1910 von Missions-Benediktinern und Ordensschwestern aus der Erzabtei St. Ottilien mit Standort in der Nähe von München gegründet wurde und seitdem stetig gewachsen ist. Heute stehen dort ca. 300 Betten auf unterschiedlichen spezialisierten Stationen zur Verfügung.
Markus Juretzki hat der Einsatz gefallen. "Alle waren immer sehr nett und freundlich zu uns", erzählt er. "Es war zwar auch anstrengend, besonders weil das Klima ganz anders ist als bei uns. Abends haben wir uns auch oft in lockerer Gesellschaft auf ein Getränk in der Bar gegenüber vom Krankenhaus getroffen, auch mit den einheimischen Mitarbeitenden aus dem Krankenhaus. Ich würde jederzeit wieder an einem solchen Einsatz teilnehmen." Und ganz zum Schluss hat sich das Team aus Deutschland noch drei Tage Urlaub in einem Ressort gegönnt - das natürlich auf eigene Rechnung.