Seit 2002 konnten Eltern von Kindern,
die im Kinderhospiz Bärenherz versorgt wurden, im Lebenswäldchen in Auringen
einen Baum oder Rosenbusch pflanzen. Fast alle Eltern nutzten seitdem das
Angebot. Auch Regina Wiesbacher, deren fünfjähriger Sohn Ferdinand in ihren
Armen im Kinderhospiz starb. „Für uns ist es wichtig, einen solchen Ort zu
haben. Wir gehen oft ins Wäldchen, die Ruhe dort gibt uns Kraft“, sagt sie.
Das Lebenswäldchen in Auringen ist allerdings mit etwa fünfzig gepflanzten Bäumen und Rosenbüschen inzwischen an seine Grenzen gestoßen. Bärenherz brauchte ein neues Lebenswäldchen. Ein passendes Gelände wurde schließlich in Wiesbaden-Naurod gefunden. An einem Hang gelegen haben Besucher weiten Ausblick über die umliegende Landschaft. Die von Barbara Schiele entworfene kreisförmige Gedenkstätte aus Naturstein fügt sich gut in die Umgebung und lädt zum Niedersitzen und Verweilen ein. 22.000 Quadratmeter misst das noch unbepflanzte Areal; 400 Bäume und Rosenbüsche haben hier Platz.
Kürzlich wurde das neue Lebenswäldchen vom katholischen Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz und im Beisein des evangelischen Dekans Hans-Martin Heinemann eingeweiht. „Das Lebenswäldchen ist ein Ort der Ruhe und des Gedenkens aber gleichzeitig auch der Hoffnung und der Zuversicht. Ich hoffe, dass das zweite Lebenswäldchen ebenso wie das erste ein Ort wird, an dem man der Trauer nachspüren und alle Gefühle zulassen kann, die der Abschied, insbesondere von einem Kind, mit sich bringt“, sagte Barbara Handke, Geschäftsführerin der Wiesbadender Hospizgesellschaft (WHG) und Caritasdirektorin anlässlich der Einweihungsfeier.
Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit, bedankte sich bei Bärenherz und bei der Caritas, die als Gesellschafter der WHG das Gelände gekauft hat und die Pflege des Geländes übernehmen wird. Sie zeigte sich überzeugt, dass die Gedenkstätte gut dafür geeignet sei, „sich mit dem Schicksal zu versöhnen.“
Ähnlich äußerten sich auch die Vertreter der Stadt. Wolfgang Nickel, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher und Ortsvorsteher in Naurod, bekräftigte, dass der Ortsbeirat ohne Zögern ja zu dem Projekt gesagt habe. Stadträtin Rita Thies ergänzte, dass das Lebenswäldchen der Stadt und auch Oberbürgermeister Helmut Müller ein besonderes Anliegen sei.
Noch in diesem Monat werden die ersten fünfzehn Bäume dort mit Eltern, weiteren Familienangehörigen und Mitarbeitern von Bärenherz gepflanzt. Zweimal im Jahr finden diese Gedenkfeiern normalerweise statt – für die Kinder, die im letzten halben Jahr verstorben sind. An einem weiteren Tag werden die Eltern aller bei Bärenherz verstorbenen Kinder zu einem Gedenktag eingeladen. „An den Erinnerungstagen können wir gemeinsam mit anderen Eltern, die ähnliches erlebt haben, unsere Trauer zum Ausdruck bringen. Das Lebenswäldchen ist eine gute und schöne Idee. Es hilft dabei, dass unsere Kinder nicht vergessen werden“, sagt Regina Wiesbacher.