"Wir sind sozusagen vom Hinterhof auf die Straße gezogen", ergänzt Fabienne Höfer, Leiterin der Tafel Rheingau / Caritas später.
Dem vorausgegangen war allerdings eine langwierige Suche nach einer neuen passenden Unterkunft. Ein barrierefreier Zugang sollte nach Möglichkeit vorhanden sein - zum einen um den älteren oder körperlich eingeschränkten Kunden den Zugang unproblematisch zu ermöglichen und zum anderen um den Ehrenamtlichen die Arbeit, also die Anlieferung der schweren Le-bensmittelkisten, so gut wie möglich zu erleichtern. Ein Warteraum zum Schutz vor Regen und Kälte für die Kunden war ebenso gewünscht wie ausreichend Lagerplatz für die Lebensmittel. Und nicht zu vergessen: Die Miete sollte nicht zu hoch sein.
Fast alle Wünsche sind mit den neuen Räumen in Erfüllung gegangen. Zwei kleine Stufen müssen beim Eingang zur Ausgabestelle überwunden werden. Eine Rampe ermöglicht es immerhin, die Lebensmittelkisten einfach hochzufahren. Die Ehrenamtlichen freuen sich zusätzlich über bessere sanitäre Anlagen und Heizung und über generell größere und hellere Räume. Auch die Umstellung für die Kunden ist nicht groß, denn die neue Bleibe ist nur wenige Häuser entfernt von der alten. Notwendig geworden war der Umzug, weil das Mehrgenerationenhaus, das früher für die Lebensmittelausgabe mitgenutzt werden durfte, verkauft wurde.
Nach wie vor werden in Oestrich-Winkel einmal die Woche Lebensmittel an Bedürftige ausge-geben, die zwar im Handel nicht mehr verkauft werden können, die aber noch einwandfrei sind. Derzeit werden dort 56 Kinder und 53 Erwachsene auf diese Weise mit gespendeten Lebens-mitteln versorgt. Nimmt man die drei anderen Ausgabestellen in Geisenheim, Rüdesheim und Lorch dazu, sind es etwa 300 Personen, davon knapp 100 Kinder und Jugendliche. Um die Versorgung zu gewährleisten, die Lebensmittel aus den Märkten und Bäckereien abzuholen, die Waren zu sortieren und schließlich auszugeben, sind über einhundert Ehrenamtliche bei der Tafel Rheingau / Caritas aktiv. Zwölf sind es in Oestrich-Winkel. Einige sind schon seit der Gründung der Einrichtung im Jahr 2007 mit dabei. An sie wurde in den Ansprachen ein beson-derer Dank gerichtet. "Ohne Ihr Engagement wäre das alles hier nicht möglich", sagte Fabienne Höfer. "Ihr Dienst geht über das reine Ausgeben von Lebensmitteln hinaus. Sie spenden den Kunden Trost, wenn es nötig ist, und ein offenes Ohr. Dafür einen ganz herzlichen Dank an Sie."
Stadtdekan Klaus Nebel hat die Räumlichkeiten nun im Rahmen der Feier auch eingesegnet. "Kirche und Caritas sind eins", sagte er in diesem Zusammenhang. "Caritas, das ist organisierte Nächstenliebe mit vielen Händen, die mithelfen. In Einrichtungen wie dieser wird das Caritas-Motto Not sehen und handeln offensichtlich."
Trotz allen Engagements für die gute Sache wäre es allen Beteiligten lieber, die Einrichtung wäre überflüssig. Tatsache ist jedoch, dass die Kundenzahlen der Tafel seit der Gründung kontinuierlich angestiegen sind.