Begonnen hat alles mit einem hautamtlichen Mitarbeiter und einem Zivi in der GWW Wohnanlage Breslauer Straße 63-81 in Biebrich. Seitdem hat sich einiges geändert: Sitz der Mitarbeiter ist seit 2001 der BauHof in der Teplitzstraße 17, der Angebotsumfang hat sich stark erweitert, 7 hauptamtliche Mitarbeiter/Innen und über 25 Bewohner/innen aus dem Quartier arbeiten in unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen oder engagieren sich ehrenamtlich.
„Am Anfang hat sich der Caritasverband mit seiner Tradition in der Gemeinwesenarbeit hier im Stadtteil mit und für die Bewohner engagiert. Über die seit 1998 angebotenen Sprachkurse haben wir einen guten Zugang zu den Menschen bekommen, die sich dann häufig auch mit anderen Problemen an uns gewandt haben. Wohnen war immer ein wichtiges Thema, sodass wir zügig Kooperationen mit den Wohnungsgesellschaften und dem Wohnungsamt aufgebaut haben“, sagt Walter Barth, Einrichtungsleiter des BauHofs. „Der Geist der sozialen Stadt hat im Kleinen bereits geherrscht.“
Die Aufnahme von Biebrich SüdOst in das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt erfolgte Ende 2000. Denn Biebrich, direkt am Rhein gelegen, ist zwar ein als Wohnort stark gefragter Stadtteil. In einigen Gebieten herrschten aber stark verdichtete Wohnanlagen der dreißiger bis sechziger Jahre mit hohem Erneuerungsbedarf und teilweise in einem desolaten Wohnumfeld gelegen vor. Erreicht werden sollte eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität im Stadtteil bei möglichst starker Bürgerbeteiligung.
Der Caritasverband mit seinen bereits bestehenden Netzwerken und Angeboten in Biebrich übernahm im Rahmen des Projekts Soziale Stadt das Quartiermanagement, der Umzug in den BauHof und die Eröffnung des dortigen Stadtteilbüros folgten.
„Es ist schwierig, ein lebloses Areal zu übernehmen und mit Leben zu füllen“, sagt Walter Barth. Gelungen ist es dennoch. Der BauHof ist heute ein „lebendiges Quartierzentrum, das aus allen Nähten platzt“, ergänzt Monika Engels, zuständig für die Koordination im Quartiermanagement. „Der BauHof ist mitten im Leben.“
Frauen und Kinder sind der Motor, der den BauHof am laufen hält. Über niedrigschwellige Angebote in Ergänzung dessen, was im Stadtteil angeboten wird, finden sie den Weg zum Stadtteilbüro, kommen immer wieder und entwickeln eigene Ideen und Projekte. Manche qualifizieren sich über den BauHof, eröffnen sich selbst neue Möglichkeiten, stärken ihr Selbstwertgefühl und entwickeln Eigeninitiative. „Es herrscht eine Aufbruchstimmung, die Menschen kommen mit eigenen Ideen zu uns“, sagt Monika Engels. Möglichst viele sollen an den verschiedenen Projekten im Erneuerungsprozess beteiligt werden.
Überhaupt ist neben Integration, Kultur und Kinder- und Elternbildung das Thema Wohnen nach wie vor zentral: Wohnraumsicherung, Wohnungsvermittlung, Belegungssteuerung, Stärkung der Nachbarschaft, Konfliktvermeidung und Mietschulden. Durch das Projekt Soziale Stadt haben sich neue Perspektiven eröffnet. Die Verzahnung mit der Stadt, die Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften sowie das Netzwerk und die Ressourcen um für die Bewohner strategisch arbeiten zu können wurden ausgebaut. Insbesondere auch in diesem Bereich spielen Beratungsangebote eine große Rolle, die gleichzeitig zur Bedarfsermittlung werden. Lebenswertes Wohnen im Alter ist hier z.B. ein Thema – altengerecht geplante Wohnungen und das Angebot entsprechender Dienstleistungen für ältere Menschen. Die Wohnungsgesellschaften binden den BauHof in die Belegung ihrer freiwerdenden Wohnung ein.
Ein aktuelles, größeres Projekt ist die sozialverträglich Umsiedlung von vierzig Haushalten in den nächsten eineinhalb Jahren. Eine enge Kooperation mit allen Strukturen ist notwendig: Wohnungsamt, Wohnungsgesellschaften, Wohnen im Alter. Einfach ist es nicht immer – Wohnraum in derselben Preisklasse ist nicht zu finden.
Seit den Anfängen in der Breslauer Straße hat sich einiges getan. „Die Netzwerke der Menschen, die hier aktiv werden, haben sich verdichtet und die Anwohner haben uns als zentrale Anlaufstelle im Quartier akzeptiert. Die Kooperationen mit Ämtern und Einrichtungen haben wir ausgeweitet und intensiviert. Das Profil des BauHofs hat sich geschärft. Momentan werden Weiche für ein dauerhaftes Quartierzentrum BauHof nach dem Projekt „Soziale Stadt“ gestellt“, fasst Walther Barth zusammen.