Geisenheim. – Am 26. März wurde der Ehrenbrief des Landes
Hessen an Schwester Lucia für ihr ehrenamtliches Engagement verliehen. „Was ich
tue ist doch selbstverständlich“, sagte die 90jährige Schwester des
Ursulinenordens. „Aber trotzdem ist es eine ganz, ganz große Freude und
Überraschung.“ Geehrt wurde sie für ihr Engagement bei einer Tanzgruppe für
behinderte Menschen und für Wohnsitzlose im Rahmen der RheingauPlatte. „Sie ist
die Seele der Versorgung und zum Sprachrohr dieser Menschen geworden“, sagte
Landrat Burkhard Albers.
Nachdem Schwester Lucia 1994 als Kindergartenleiterin in Ruhestand ging, richtete sie ihr Hauptaugenmerk auf wohnsitzlose und von Wohnsitzlosigkeit bedrohte Menschen und wurde zu einer der Mitbegründerinnen der RheingauPlatte. Das Projekt wurde von einer Gruppe Frauen aus den katholischen und evangelischen Gemeinden sowie aus der SPD ins Leben gerufen. Seit 1994 wird jeden Freitag im evangelischen Gemeindezentrum ein Mittagstisch angeboten und die Kleiderkammer, in der auch Decken und Schlafsäcke vorgehalten werden, geöffnet. Darüber hinaus wird jedes Jahr ein Sommer- und ein Nikolausfest für die wohnsitzlosen Menschen organisiert.
Schwester Lucia ist die gute Seele des Projekts. Für die Menschen in Not hat sie stets ein offenes Ohr. Sie genießt hohes Ansehen bei den Wohnungslosen, die sich von ihr immer ernst genommen fühlen und wissen, dass sie ihre Sorgen und Nöte immer offen ansprechen dürfen, ohne eine Wertung zu erfahren. Sie ist auch für die Gruppe von Ehrenamtlichen eine Integrationsperson. Es war ihr von Beginn an wichtig, dass die RheingauPlatte keine rein katholische Initiative ist, sondern dass sich unterschiedliche Interessengruppen und Einzelpersonen gemeinsam für die gute Sache stark machen.
Die RheingauPlatte ist eine wertvolle Ergänzung der Tagesstätte
und Fachberatung für Wohnsitzlose, die der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus
e.V. in Geisenheim betreibt. Beide kooperieren eng miteinander. „Schwester
Lucia ist es wichtig, den Menschen nicht nur etwas zu essen oder Kleidung zu
geben, sondern eine Atmosphäre des Willkommenseins und Schutzes zu gestalten“,
sagt Claudia Klee, Leiterin der sozialen Dienste im Caritasverband. „Zwischen unseren
hauptamtlichen Mitarbeitern und ihr gibt es einen regelmäßigen Austausch und in
manchen Fällen bekommen die Hauptamtlichen über sie einen anderen Zugang zu den
Klienten, der eine Vertrauensbasis schafft, die die Planung und Durchführung
weiterer Schritte bei der Hilfeplanung erleichtert.“
Bildunterschriften:
Landrat Burkhard Albers überreicht den Ehrenbrief des Landes Hessen an Schwester Lucia
Markus Geropp und Manfred Guckeisen von der Beratungsstelle und Tagesstätte für Wohnsitzlose des Caritasverbandes mit Schwester Lucia