Frauen im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim benötigten eine Möglichkeit, sich auszutauschen und zu informieren und wendeten sich an den Migrationsdienst des Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Seit etwa drei Jahren treffen sich jetzt regelmäßig etwa 50 Frauen unterschiedlicher Nationalitäten zum Internationalen Frauenfrühstück.
Internationales Frauenfrühstück – beim
Lesen drängt sich als erste Assoziation gemütliche Plauderei in entspannter
Runde bei Kaffee und Kuchen auf. Aber weit gefehlt, ein Kaffeeklatsch ist die Gruppe
nicht. Vielmehr trifft sich unter dieser Überschrift eine Gruppe engagierter,
meist muslimischer Frauen unterschiedlicher Nationalitäten, die an ihrer
eigenen Situation und der ihrer Familie in Deutschland etwas ändern möchten.
Ihren Treffpunkt haben die Frauen einmal im Monat in entspannter Atmosphäre und bei selbst zubereitetem Essen im Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde Maria Aufnahme gefunden. Es wird diskutiert über Probleme in Deutschland im Allgemeinen und Erbenheim im Besonderen. Zu jedem Treffen lädt die Gruppe einen Referenten ein, der einen Vortrag hält. Die Interessengebiete der Frauen sind vielfältig: Kindererziehung, Bildungsangebote, Ausländerrecht, etc. Besonderer Dauerbrenner ist bei allen aber die Ausbildung der Kinder. Beeindruckend ist das Interesse, das die Frauen an den Tag legen. Zum Thema Medienkonsum von Kindern entbrennt eine lebhafte Diskussion mit dem Referenten vom Diakonischen Werk. Die Frauen stellen Fragen, schildern ihre Probleme und ihren Umgang mit dem Thema mit unerwarteter Offenheit.
Allein beim Internationalen Frauenfrühstück ist es in Erbenheim aber nicht geblieben. Bald nach der Gründung der Gruppe vor etwa drei Jahren stellte sich heraus, dass ein wesentliches Bedürfnis der Frauen die Verbesserung ihrer Kommunikationsmöglichkeiten ist. Sprachkurse mussten her, für einige Teilnehmerinnen auch Alpha-
betisierungskurse. Zusätzlich führen regelmäßige Exkursionen die Frauen an bekannte Orte in Wiesbaden und Umgebung. Die Stadtbibliothek Wiesbaden war ein Ziel.
„Wir gestalten die Treffen mit den Frauen, nicht für die Frauen“, sagt Manuela Pintus vom Migrationsdienst des Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. „Die Frauen sind auf uns zugekommen, weil sie etwas an ihrer Situation ändern wollten. Dementsprechend groß sind auch Interesse und Engagement der Frauen. Und durch Mund-zu-Mund-Propaganda wird die Gruppe kontinuierlich immer größer.“
Daran hat auch der gute Geist der Gruppe, Sakina Azirar ihren Anteil. Mit einer Anfrage beim Migrationsdienst des Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. hat sie den Stein in Erbenheim ins Rollen gebracht, viele Teilnehmerinnen haben den Weg über sie in die Gruppe gefunden, sie steht für die Frauen immer noch als erste Ansprechpartnerin jederzeit bereit und übernimmt viele organisatorische Aufgaben – und das alles ehrenamtlich. Ihr Engagement hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, dass sie auch bei anderen im Stadtteil durchgeführten Projekten nicht nur von der Caritas um ihre Meinung und Mitwirkung gebeten wird und sie als einzige Bürgerin ohne entsprechende berufliche Stellung Mitglied der Stadtteilkonferenz ist.
Bei den Frauen haben Sprachkurse, Exkursionen und Frühstück schon einiges bewirkt. „Einige haben zu Anfang erzählt, dass sie sich kaum allein vor die Tür bewegt haben. Inzwischen können sie gut deutsch sprechen und lesen und trauen sie sich viel mehr. Sie gehen allein einkaufen, aber nehmen auch an Versammlungen in den Schulen ihrer Kinder teil“, berichtet Manuela Pintus.
Die Arbeit in Erbenheim ist mittlerweile zum Selbstläufer geworden. „Unsere Fördergruppe für Kinder der Klassen fünf bis sieben mit Hausaufgabenhilfe wird inzwischen gut angenommen. Und diesen Sommer haben wir erstmals die Maßnahme „Deutsch lernen mit Spiel und Spaß“ für Grundschulkinder der 4. Klasse, die Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, angeboten“, sagt Manuela Pintus. „Durch den Kontakt zu den Frauen, ist es für uns viel leichter geworden, Bedarfe zu erkennen und entsprechende Angebote zu machen. Und durch das inzwischen vorhandene Vertrauen sind die Familien viel eher bereit, unsere Angebote zu besuchen oder uns ihre Kinder anzuvertrauen.“
Bildunterschrift : Bei regelmäßigen Exkursionen wie hier in die Stadtbücherei lernen die Frauen Wiesbaden und Umgebung besser kennen.