Ein weiterer Meilenstein der Geschichte von MigraMundi ist
vollbracht: Der internationale Migratinnenverein hat heute inmitten der
Wiesbadener Innenstadt mit einer Feier die eigenen vier Wände eröffnet. Im
Dezember 2009 als politisch, religiös, ethnisch und kulturell unabhängiger
Migrantinnenverein gegründet zählt der Verein inzwischen 42 Mitglieder aus 26
Nationen. Auf dem Weg zur selbstständigen Vereinsführung werden die Frauen zwei
Jahre im Rahmen des Bundesmodellprojekts „
PAKT – anpacken – zupacken
“
vom Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. begleitet und unterstützt.
Das Projekt wird noch bis Dezember 2011 durch das Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge und die Landeshauptstadt Wiesbaden gefördert.
Ziele von MigraMundi sind die Partizipation von Minderheiten, die Förderung des Demokratieverständnisses, der Abbau von Fremdenfeindlichkeit, Erziehung und Bildung, Jugendhilfe und gegenseitige Akzeptanz. „Praktisch bedeutet das, dass wir uns in Wiesbaden als Träger und Kooperationspartner von Projekten aus den Bereichen Migration und Integration betätigen möchten“, sagt Özlem Senay, Mitglied von MigraMundi. „Unser Vorteil ist die Vielfalt der unterschiedlichen Migrantinnen unter unserem Dach. Abgesehen von den unterschiedlichen Nationalitäten und kulturellen Hintergründen, die bei uns vertreten sind, haben wir alle unsere eigenen persönlichen Erfahrungen mit dem Thema, die wiederum auch ganz unterschiedlich sind. Manche sind als Erwachsene hierhergekommen zum Arbeiten, weil sie geheiratet haben oder aus anderen Gründen. Andere sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, wurden als Kinder von ihren Eltern mitgenommen oder sind schon hier geboren. Wir vereinen alle Altersklassen von der Studentin bis hin zur Rentnerin unter unserem Dach. Wir können die Probleme und Bedarfe aus ganz anderen Blickwinkeln und ganzheitlich betrachten.“
Auf dem Weg zum eigenständigen Projektträger haben die Frauen viele Etappenziele bereits erreicht. Die Vereinsstrukturen sind mit der Wahl des Vorstands und der Verabschiedung von Satzung und Leitbild durch die Mitgliederversammlung gefestigt. Flyer, Visitenkarten und eine Homepage sind fertiggestellt. Der Verein ist mit einem Sitz im Ausländerbeirat vertreten und die Frauen haben sich in Ortsbeiräten, Stadtteilkonferenzen und in anderen Gremien sowie bei Veranstaltungen und anderen Vereinen vorgestellt, um sich ein Netzwerk in der Stadt aufzubauen.
Geplant sind bis Projektende noch weitere Hospitationen von Vereinsmitgliedern im Caritasverband. Die Sucht-, Schuldner- und Familienberatung sowie Administration und Öffentlichkeitsarbeit sind bereits abgedeckt, Personalverwaltung und Buchhaltung stehen noch auf der Wunschliste der Frauen. Von den insgesamt 12 ganztätigen Schulungen zu Themen wie Vereinsführung, Projektmanagement, interkulturelle Wahrnehmung oder Identität im Migrationsprozess werden bis Projektende noch die zwei letzten absolviert werden.
Der wichtigste Schritt zum Abschluss des Bundesmodellprojekts PAKT für Caritasverband und MigraMundi ist allerdings die Beantragung, Durchführung und Abrechnung eines gemeinsamen Tandemprojekts, wobei die Frauen ihre neu erworbenen Kenntnisse gezielt anwenden müssen. Die Eckdaten des Projekts stehen inzwischen fest. In Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle im Roncallihaus (BiR) des Caritasverbandes werden die Vereinsmitglieder im Herbst eine Familienfreizeit für Klienten der Familien- und Erziehungsberatung durchführen.
Mit kleineren Projekten hat der Verein bereits einige Erfahrung erworben. In den neuen Räumlichkeiten von MigraMundi hängen die Bilder von Elmira Wilms aus dem Projekt „Frauenakzent“. Gezeigt werden fünf Frauen, die in Wiesbaden wohnen und arbeiten. Herausgearbeitet wurden die unterschiedlichen Charaktere und Potentiale, Träume und Wünsche, die in ihnen schlummern, um das Selbstbewusstsein von Migrantinnen zu stärken. Hinzu kommen die Projekte „Deutsch für den Beruf“ und die Kooperation am Projekt „Wir in Wiesbaden“. Außerdem ist der Verein Kooperationspartner beim Caritasprojekt „Integrationsassistenten Wiesbaden“.
„Ich bin davon überzeugt, dass der Verein auf einem guten Weg ist“, sagt Manuela Pintus, Leiterin des Migrationsdienstes im Caritasverband und Projektleiterin von PAKT. „Die Frauen sind engagiert bei der Sache und bringen sich immer wieder kreativ mit ihren Ideen ein. Häufiger mussten wir eher auf die Bremse treten, damit nicht der zweite Schritt vor dem ersten stattfindet. Erst der geordnete Aufbau und die Etablierung des Vereins sowie der Aufbau des Netzwerks und dann die Umsetzung von Projekten. Die Migrantinnen verfügen am Ende über ein Mittel zur gesellschaftspolitischen Beteiligung und haben im Projektverlauf das Handwerkszeug erhalten, wie sie es am besten nutzen können. Sie beteiligen sich aktiv an der Gestaltung von Integration und bringen so bisher eher brach liegende Potentiale zur Geltung. Außerdem gewinnt der Caritasverband einen wichtigen Kooperationspartner hinzu.“