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Integrationslotsinnen haben ihre Ausbildungen abgeschlossen und am Samstag an
ihrem künftigen Wirkungsort, dem BauHof in Biebrich, ihre Zertifikate erhalten.
Die Lotsinnen stehen von nun als kompetente Ansprechpartnerinnen für Migranten
bereit um ihnen die Orientierung im neuen Land und im Stadtteil zu erleichtern
und bei den verschiedensten Fragen und Problemen zu helfen. Genauso sind sie
aber auch Ansprechpartner der Fachkräfte in soziokulturellen Einrichtungen und
Institutionen. Die Integrationslotsinnen möchten mit ihrer Arbeit einen Beitrag
zu einer besseren interkulturellen Kommunikation leisten.
Aus sechs verschiedenen Ländern stammen die Integrationslotsinnen und sprechen insgesamt 13 verschiedene Sprachen. Alle aber sprechen sie fließend deutsch und können so zu Mittlern zwischen den Kulturen werden. „Wir können ganz anders mit unseren Landsleuten umgehen, weil wir wissen wie sie denken. Umgekehrt wird uns ein ganz anderes Vertrauen entgegen gebracht, weil man uns viel eher zutraut, die Probleme zu verstehen“, sagt Rachida Madrouni, eine der Lotsinnen. Alle Lotsinnen haben schon Erfahrungen in diese Richtung gemacht, wurden von Verwandten oder Nachbarn um Hilfe gebeten und haben bei Kinderärzten, auf Ämtern und in Kindergärten und Schulen vermittelt und kulturspezifisch übersetzt.
Durch ihre bisherigen Erfahrungen ist den Lotsinnen aber auch deutlich geworden, dass bestehende Angebote für die Bedürfnisse von Migranten eben nicht ausreichen. „Früher habe ich Deutschkurse geleitet. Zu dieser Zeit habe ich bemerkt, dass ein ergänzendes niedrigschwelliges Angebot geschaffen werden muss. Die Leute kennen sich mit dem System in Deutschland nicht aus und wissen nicht, an wen sie sich mit ihren individuellen Fragen und Problemen wenden können“, sagt Aysegül Güler, Projektleiterin der Integrationslotsinnen.
Im Januar hat die Fortbildung der Integrationslotsinnen begonnen. Durchgeführt wurde sie vom Migrationsdienst des Caritasverbandes Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Drei Stunden die Woche wurden Themen erörtert wie Schule und Bildung, Wohnen in Biebrich, Ernährung und Gesundheit, Zuwanderung, Kontakt zu Behörden und Ämtern. Hinzu kamen verschiedene Exkursionen zu Einrichtungen in Biebrich und Besuche von Referenten aus Institutionen und Ämtern um den Bekanntheitsgrad der zukünftigen Lotsinnen zu steigern und ein umfangreiches Netzwerk zu schaffen. „Wenn ich heute jemanden zu Einrichtungen oder Ämtern begleite werde ich sofort begrüßt und manchmal sogar ein bisschen bevorzugt, weil die Leute mich kennen. Das freut mich natürlich“, sagt Rachida Madrouni.
Die Motivation an der Fortbildung teilzunehmen war schlicht der Wille zu helfen. Ihre Dienste bieten die Lotsinnen ehrenamtlich an. Gleichzeitig möchten sich die meisten durch die Qualifizierung auch langfristig eine weitere berufliche Perspektive schaffen. In Konkurrenz zu Hauptamtlichen möchten sie aber nicht treten. „Unsere Aufgabe ist es, die Migranten in die Fachstellen weiter zu vermitteln, ihnen zu zeigen, an wen sie sich in den individuellen Situationen am Besten wenden können und bei Bedarf dorthin zu begleiten, um sprachlich unter die Arme zu greifen“, sagt Aysegül Güler.
Das Projekt ist als Bundesmodellprojekt auf drei Jahre angelegt und wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie der Stadt Wiesbaden gefördert. Träger ist der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V., der das Projekt auch nach Ablauf der Dreijahresfrist weiterführen wird.