Seit November 2007 bietet
die Familienberatungsstelle im Roncalli-Haus des Caritasverbandes
Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. ihren Klienten ein zusätzliches Angebot: Beate Prause
und Tanja Miguletz, die zwei Erziehungsberaterinnen der „FBU – Familienberatung
unterwegs“ besuchen Familien zuhause um ihnen in ihren eigenen vier Wänden im
Familienalltag bei Erziehungsfragen zur Seite zu stehen.
„Die meisten Eltern, die das Angebot in Anspruch nehmen, haben den Eindruck, dass irgendetwas nicht richtig läuft. Uns geht es darum, die Eltern zu ermutigen und sie im sicheren Umgang mit ihren Kindern zu bestärken“, sagt Beate Prause. „Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, dass alle Eltern die Fähigkeit besitzen, ihre Kinder auf ihrem Lebensweg gut zu begleiten. Aber manchmal erkennen Eltern ihre Fähigkeit nicht und sind sich nicht sicher, ob das was sie tun das Richtige für ihre Kinder ist. In dieser Verunsicherung suchen sie Unterstützung um auch mit schwierigem Verhalten des Kindes angemessen umgehen zu können.“
Die Klienten der „Familienberatung unterwegs“ wenden sich entweder selbst an die Erziehungsberatungsstelle oder werden von Kindergärten, Kinderärzten oder dem Jugendamt weiter vermittelt. Am Anfang steht ein Gespräch, in dem ermittelt wird, ob das Angebot das richtige für die individuelle Situation ist. Im Anschluss werden Ziele festgelegt, die im Verlauf der Beratung erreicht werden sollen. Die Sozialarbeiterinnen besuchen die Familien ca. einmal pro Woche für eine bis ein eineinhalb Stunden. Die Beratung einer Familie soll ca. ein halbes bis ein Jahr dauern, kann aber auch wesentlich schneller beendet werden. „Die Beendigung der Beratung geht häufig von den Eltern aus, dann wenn die Eltern sich wieder in ihrem Handeln den Kindern gegenüber gestärkt erleben und sich die früher belastenden Situationen aufgelöst haben. Die Freude der Eltern wirkt sich dann auf alle aus“, erklärt Beate Prause.
Und das kann schnell gehen. Oft stellt sich schon ein Gefühl der Entlastung ein, wenn sich jemand die Situation zuhause ansieht, Hinweise gibt, in der gemeinsam erlebten häuslichen Situation den Rücken stärkt und unterstützt Formen zu finden, wie man Konflikte entschärft, Regeln und Grenzen setzt, Alltagsabläufen strukturiert oder Absprachen mit den Kindern einhält. Das kann auch so weit gehen, dass Eltern sich wünschen, in schwierigen Szenen mit Kindern, z.B. bei Einkäufen oder Ausflügen, begleitet zu werden, um neuen Umgang zu lernen.
Das Angebot ist in Wiesbaden in dieser Form bisher einmalig. Es ist kostenfrei und wird aus Mitteln der ARD-Fernsehlotterie gefördert. Von Eltern wird es gut angenommen. „Wir sind noch dabei ein Instrumentarium zu entwickeln, dass die Wirksamkeit des Angebots messbar macht. Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen halten wir es für erfolgreich. Die Familien gehen gestärkt aus der Beratung und wir verlassen die Familien mit einem guten Gefühl“, sagt Tanja Miguletz.
Bisher haben sich ausschließlich Familien mit Kindern im Alter bis zum Schuleintritt an die „Familienberatung unterwegs“ gewandt. Für die Beraterinnen sind aber auch Besuche in Familien mit Kindern bis in die Pubertät vorstellbar.
Obwohl Parallelen mit der „Super Nanny“ nicht von der Hand zu weisen sind, wollen sich die Beraterinnen nicht mit ihr vergleichen lassen. „Die Super Nanny kommt in die Familien, schnippt mit den Fingern und alles ist wieder toll. Das kann und will die „Familienberatung unterwegs“ nicht versprechen. Bei uns sind die Voraussetzungen auch ganz andere – wir sind nicht eine so lange Zeit am Stück in den Familien“, stellt Tanja Miguletz fest.
Bildunterschrift: Die Beraterinnen machen sich auf den Weg zu ihren Klienten.