Die Problemlagen, mit denen die Klient_innen zur Erziehungsberatung kommen, sind vielfältig. "Am häufigsten sind Fragen zur Erziehung, zur Entwicklung von Kindern und zum Zusammenleben in der Familie", sagt Anne Winiarczyk, Leiterin der Erziehungsberatungsstelle im Roncalli-Haus. "Dann kann es konkret z.B. um Auffälligkeiten des Kindes gehen, um Schulprobleme oder Belastungen der Kinder durch Problemlagen der Eltern. Die Eltern fragen sich beispielsweise, ob das Verhalten oder die Entwicklung ihres Kindes altersgerecht ist. Oft kommen die Klientinnen und Klienten aber auch, weil in der Familie konflikthafte und belastete Situationen bestehen." Das können dann sowohl die Konflikte zwischen den Eltern sein, die sich vielleicht gerade trennen, aber auch Konflikte zwischen den Eltern und dem Kind oder Jugendlichen oder aber auch anderen Familienmitgliedern wie z.B. den Großeltern. Paarkonflikte entstehen auch, weil aufgrund der großen Anforderungen, die durch Erziehung und Betreuung der Kinder entstehen, die Partnerebene oftmals ins Hintertreffen gerät. Dann geht es darum, Wege zu finden, wie eine Annäherung wieder gelingen kann.
"Wir beraten immer kindzentriert", erklärt Anne Winiarczyk. "Auch Konflikte zwischen den Eltern oder den Eltern und den Großeltern haben große Auswirkungen auf das Befinden der Kinder und Jugendlichen in der Familie." In der Beratung wird in Gesprächen versucht, das Zusammenleben und die Kommunikation untereinander zu verbessern. Das können Gespräche nur mit den Eltern oder gemeinsam mit anderen Familienangehörigen oder dem Kind sein. Dabei werden unterschiedliche therapeutische und pädagogische Methoden eingesetzt.
Anfang 2025 bietet die Erziehungsberatungsstelle wieder eine Gruppe für Kinder im Alter von acht bis elf Jahren aus Trennungs- und Scheidungsfamilien an.
Die Erziehungsberatung steht allen Familien offen, deren Kinder in Wiesbaden leben. Kinder und Jugendliche können sich auch ohne Begleitung von Erwachsenen an das Beratungs-Team wenden. "Diese Fälle ziehen wir so schnell wie möglich vor", erklärt Anne Winiarczyk. "In der Regel geht es dann um Streit zu Hause, der so weit gehen kann, dass Jugendliche nicht mehr zu Hause leben möchten. Dabei ist es sinnvoll, die Eltern einzubeziehen. Beratungsziel ist das Erreichen einer Situation, die ein Zusammenleben wieder ermöglicht."
Die Dauer der Beratung variiert. Die Ziele der Beratung und den Weg dorthin erarbeiten die Berater_innen gemeinsam mit den Familienmitgliedern. "Es gibt Fälle, die schnell gelöst sind und es reicht ein Gespräch aus", erklärt Anne Winiarczyk. "Meist braucht es aber mehr als einen Termin. Wir bieten allerdings keine Langzeitberatung an. Die Dauer der Beratung wird individuell besprochen."
Das Beratungsangebot wird sehr gut und von Eltern in den unterschiedlichsten Lebenssituationen angenommen. Die Wege in die Beratungsstelle sind unterschiedlich. Einige kommen aufgrund einer positiven Erfahrung in einer früheren Beratung zurück, andere erhalten eine Empfehlung von Familienmitgliedern, Freunden, anderen Beratungsstellen, Kitas oder andere Einrichtungen. "Wir beraten unabhängig von Einkommen, Religion, Nationalität oder Geschlechtsidentität", meint Anne Winiarczyk. "Auch Einrichtungen wie Kitas und Schulen mit verhaltensauffälligen Kindern können sich zur Beratung an uns wenden. Als insoweit erfahrende Fachkräfte beraten wir auch Personen, die beruflich in Kontakt mit Kindern oder Jugendlichen stehen, zur Einschätzung von möglichen Kindeswohlgefährdungen. Unsere Beratung ist kostenfrei und wir unterliegen der Schweigepflicht."