Der eigene eritreische Migrationshintergrund von Salem Yemane ist die Wurzel für das Interesse an den Themen Flucht und Migration, die sich auch entscheidend auf Studien- und Berufswahl ausgewirkt haben. Bei ihrer eigenen Familie hat das Fußfassen in Deutschland gut geklappt - sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern. Salem Yemane selbst ist von der Grundschule direkt auf das Gymnasium gewechselt, um im Anschluss zeitgleich einen Bachelor in Archäologie und Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sozialpädagogik und Allgemeine Erziehungswissenschaften zu machen. Den Masterabschluss hat sie in Erziehungswissenschaften mit Studienschwerpunkt Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Internationalität und Transnationalität gemacht.
Für den Masterabschluss hat sie eine Studie zum Thema Identitäten von jungen Heranwachsenden mit Migrationsgeschichte durchgeführt. Auf diese Studie baut nun auch ihre Promotion auf, die sie berufsbegleitend schreibt. Dazu befragt sie Familien mit Fluchterfahrungen zu den Auswirkungen dieser Erfahrungen auf den Familienverbund.
Erste Berufserfahrung hat Salem Yemane nach dem Master vier Jahre lang in einer Gemeinschaftsunterkunft in Mainz mit über 400 Geflüchteten gesammelt. "Die Geflüchteten haben in der Regel ihre Heimatländer nicht freiwillig verlassen, sondern werden durch verschiedene Umstände dazu gezwungen", erklärt Salem Yemane. "Sie haben oft in den Heimatländern oder auf der Flucht traumatisches erlebt. Dazu kommt, dass sie dann in den Gemeinschaftsunterkünften auf sehr beengtem Raum leben. Eine intensive Betreuung, wie sie oft nötig wäre, ist aber leider aufgrund des hohen Betreuungsschlüssels nicht möglich."
Auch im privaten Bereich nimmt die ehrenamtliche Unterstützung speziell eritreischer Geflüchteter viel Raum ein. Für Menschen in ihrer Kirchengemeinde übersetzt Salem Yemane auf tigrinisch, begleitet zu Behörden, Schulen oder bei Arztbesuchen. Sie arbeitet zusätzlich ehrenamtlich in einem Verein, der eritreische Geflüchtete unterstützt. Zu Promotion und Ehrenamt hält sie auch noch Gastvorträge zum Thema Erziehungswissenschaften an der Universität in Koblenz-Landau.
Und hauptberuflich natürlich das Ukraine-Hilfezentrum, das der Caritasverband in Kooperation mit der jüdischen Gemeinde im Wiesbadener Roncalli-Haus betreibt. Geflüchtete aus der Ukraine finden dort Beratung und Hilfe rund um ihre Fragen zum Aufenthalt in Deutschland, zur Aufenthaltserlaubnis, zu Behördengängen und zum Beantragen von Geldern und Unterstützung. Die Fachberater_innen werden dabei von ehrenamtlichen Übersetzer_innen unterstützt. Die gesamte Planung und Organisation liegt auf Salem Yemanes Schultern. "Ich passe gut hierhin", meint sie. "Die Einrichtung ist im Wandel und wird den Bedürfnissen der Geflüchteten laufend angepasst. Es gehört also auch viel konzeptionelles Arbeiten dazu. Zu den Öffnungszeiten des Hilfezentrums habe ich aber gleichzeitig auch noch Kontakt zu den Geflüchteten. Es ist ein anderes Arbeiten als bisher, eine andere Herausforderung, aber das gefällt mir sehr gut."