Am 05. Februar stellte Charlie Jaabi
Khaleel Jabaji, der Leiter des Drogenberatungszentrums OCCC (Old City
Counceling Centre) in Ostjerusalem seine Arbeit vor Fachpublikum und
interessierten Zuhörern im Roncalli-Haus vor. Im Anschluss an seine
Präsentation beantwortete Charlie Jabaji zahlreiche Fragen aus dem Publikum.
Teilnehmer erhielten einen hoch interessanten Einblick in die Besonderheiten
der Drogenhilfe in Ostjerusalem.
Die Stadt Jerusalem ist kein Ort bei dem man sofort an Drogenkonsum denkt, die Realität sieht jedoch anders aus. Charlie Jabaji führte aus, dass nach Armut und Arbeitslosigkeit der Drogenmissbrauch das nächstgroße Problem in den palästinensischen Gebieten sei. Hoffnungslosigkeit und anhaltende Instabilität des Landes tragen ihren Teil zur Situation bei. Trotz der Größe der Problematik sind Öffentlichkeit, Politik und Justiz nur unzureichend für das Thema sensibilisiert.
Die Zahl der Drogenabhängigen wird allein in Ostjerusalem auf 30.000 geschätzt, etwa ein Drittel davon nimmt harte Drogen, Alkohol spielt keine Rolle. Besonders betroffen sind junge Männer, die durch ihre Sucht oft den Unterhalt ihrer gesamten Familie gefährden. Jabaji schließt allerdings nicht aus, dass die Drogenproblematik auch bei Frauen wesentlich höher ist als bekannt. Kulturell bedingt ist es für Frauen wesentlich schwerer, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Jabaji führte aus, dass sich die mit der Drogensucht einhergehende Problematik in vielen Aspekten nicht von der in Deutschland unterscheidet: Begleiterscheinungen wie Verlust des Arbeitsplatzes oder Beschaffungskriminalität spielen in beiden Ländern eine zentrale Rolle.
Seit der Gründung des Drogenberatungszentrums 1999 hat sich das OCCC als Anlaufstelle für Betroffene etabliert. Beratung, Ausbildung und Freiwillige, Integration und Prävention sind Schwerpunkte der Arbeit im Zentrum.
Weitervermittlung von Abhängigen in medizinische Behandlung oder Entzugsprogramme stehen an der Tagesordnung. Besonderheiten in Israel im Umgang mit Drogenabhängigen erschweren allerdings die Arbeit. So erhalten Abhängige vom Staat eine kleine finanzielle Unterstützung, die entfällt sobald keine Drogensucht mehr diagnostiziert wird. Die Kosten für die Behandlung einer Sucht in einer stationären Einrichtung werden erst ab dem zweiten Monat übernommen – eine finanzielle Hürde, die von den Betroffenen kaum aus eigener Kraft genommen werden kann. Neben der Unterstützung im Kampf gegen die Sucht bietet das Drogenberatungszentrum auch Kurse zur Stärkung der sozialen Kompetenz und zur Vermittlung von Fähigkeiten, die den Einstieg in einen Beruf erleichtern, z.B. Computer-Kurse, an.
Besonders hervor hob Charlie Jabaji, dass die Familien der Betroffenen in die Beratung einbezogen werden um den Rückhalt im sozialen Umfeld zu stärken. Auch Ehefrauen können an Kursen zur Eingliederung in das Berufsleben teilnehmen um dauerhaft den Unterhalt der Familie zu sichern. Seit eineinhalb Jahren gibt es außerdem spezielle Programme zur Unterstützung der Kinder von Drogenabhängigen.
Über die Arbeit mit Drogenabhängigen und ihren Familien hinaus wird auch versucht, das Thema verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen und damit präventiv zu wirken.
Die Begegnungsreise mit Charlie Jaabi Khaleel Jabaji wurde von Caritas International organisiert. Ziel des Austauschprogramms ist der Dialog von sozial engagierten Menschen über nationale Grenzen hinweg.