Dreizehn Teilnehmende aus der stationären und ambulanten Altenpflege lernen nun einmal in der Woche 90 Minuten Deutsch, das ihnen speziell in ihrem beruflichen Alltag weiterhilft.
Guten Tag, wie geht es Ihnen? Haben Sie gut geschlafen? Haben Sie heute noch Beschwerden? - das sind die Fragen, die eine Kursteilnehmerin ihrer Kollegin stellt. Sie üben in einem Rollenspiel, wie Klient_innen und Bewohner_innen in der Pflege angesprochen werden können. "Halten Sie während des Redens immer Augenkontakt", rät Kursleiterin Andrea Stern. "Das ist wichtig." Außerdem wird Fachterminologie geübt, die unter anderem für das Anfertigen der Pflegeberichte täglich benötigt wird. Dafür kommt das Arbeitsbuch "Fachwortschatztrainer Pflege" zum Einsatz. In Lückentexten müssen Wörter wie "lindern", "wirken", "verabreichen" oder "Filmtabletten", "Kompresse" und "Mullbinde" ergänzt werden.
Die Teilnehmenden kommen aus aller Herren Länder. Manche haben schon einen Deutschkurs gemacht, andere nicht, in der Regel weil sie aus dem EU-Ausland stammen und deshalb keinen Anspruch darauf haben. Manche sind schon über zwanzig Jahre in Deutschland, andere erst kurz. Zwölfmal üben die dreizehn Pflegekräfte im Kurs zwischen den Oster- und Sommerferien unter Anleitung einer Lehrerin der Volkshochschule. "Ich möchte gerne weiterlernen", sagt eine aus Albanien stammende Teilnehmerin, die seit 2018 in Deutschland lebt und seit 2020 in der Pflege tätig ist. "Der Kurs hilft mir sehr weiter. Das ist gut für meine Arbeit." Ihre Aussage bestätigen die anderen nickend.
"Mich freut, dass der Kurs so gut ankommt", sagt Gregor Petermann, Leiter der Mobilen Altenhilfe im Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus. "Wir haben einige gute Mitarbeitende mit Migrationshintergrund bei denen wir Potential zur Weiterentwicklung sehen, sofern sich die Sprachkenntnisse verbessern." Etwa fünfzig Prozent der Mitarbeitenden im Pflegehilfebereich haben Migrationshintergrund. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, sie mitzunehmen und ihnen, wenn möglich, auch Wege in Aus- oder Fortbildung zu eröffnen.
Als die Idee zu einem Sprachkurs Gestalt annahm, hat der Rheingau-Taunus-Kreis den Kontakt zur Volkshochschule hergestellt, die nun die Kursleiterin stellt. Finanziert wird das Angebot von der Stiftung Deutsche Sprache. Organisiert haben das Angebot der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. und die Caritas Altenwohn- und Pflegegesellschaft mbH zusammen. Die Teilnehmenden stammen aus den Caritas Sozialstationen in Geisenheim und Eltville sowie aus den Altenpflegeheimen Haus St. Hildegard in Eltville und Marienheim in Geisenheim. Der Kurs findet abwechselnd in Eltville und Geisenheim statt.
"Der Wille ist bei allen vorhanden", sagt Kursleiterin Andrea Stern. "Zur Not bringt sogar der Einrichtungsleiter seine Mitarbeitenden zum Kurs." Die Teilnahme daran ist außerdem Arbeitszeit. Nur die Hausaufgaben müssen während der Freizeit erledigt werden und das machen alle zuverlässig. Darüber hinaus arbeiten viele im Buch vor. "Ich brauche die Wörter jeden Tag", sagt eine Teilnehmerin, die bald die einjährige Ausbildung zur Pflegekraft beginnen wird. "Das ist wichtig für meine Arbeit. Wir brauchen noch mehr von solchen Wörtern. Es ist schade, dass der Kurs schon fast vorbei ist." Die positiven Rückmeldungen zum Kurs freuen Andrea Stern und die Organisatoren bei der Caritas, die sich vorstellen können, das Angebot auch in der Zukunft anzubieten.