Die Schulungen wurden finanziert vom Amt für Soziale Arbeit der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Die Anzahl der demenziell erkrankten Menschen in Deutschland steigt kontinuierlich an. Es ist wichtig, die Diagnose Demenz frühzeitig zu stellen, um schnell Zugriff zu Therapien und Medikamenten zu ermöglichen, die den Krankheitsverlauf verlangsamen können. Daneben gibt es Unterstützungsangebote, die das Leben mit Demenz erleichtern oder Betroffenen und ihren Angehörigen helfen, sich besser zu organisieren. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht einen raschen Zugang zu diesen Angeboten. In Wiesbaden gibt es zum Beispiel einen Zusammenschluss von Institutionen der Altenarbeit und des Gesundheitswesens zum Forum Demenz, das Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen macht. Das Ziel besteht darin, die Lebensumstände der Erkrankten und sie Pflegenden zu verbessern sowie die Begleitumstände der Erkrankung erträglicher zu machen.
Der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. und die Landeshauptstadt Wiesbaden halten es deshalb für wichtig, auch bei den niedrigschwelligen Angeboten ein besonderes Au-genmerk auf Demenzerkrankungen zu richten. Bei Essen auf Rädern handelt es sich genau um ein solches Angebot. Rund 350 Kundinnen und Kunden werden in Wiesbaden, Taunusstein, Bad Schwalbach, Flörsheim, Hochheim, Niedernhausen und Hohenstein regelmäßig mit warmen Mahlzeiten versorgt. Essen auf Rädern ist oft der erste Kontakt zu sozialen Systemen, da die geistigen und körperlichen Fähigkeiten noch ausreichend vorhanden sind, der regelmäßige Gang zum Supermarkt und die Essenszubereitung aber langsam beschwerlich werden.
Zunächst wurden sechs Fahrerinnen und Fahrer deshalb geschult um Anzeichen von Demenz erkennen zu können. Die Schulungen fanden an zwei Tagen während jeweils vier Stunden statt. Vermittelte Inhalte waren unter anderem:
- Formen der Demenz und Schweregrade, Abgrenzung Depression und Demenz
- Auswirkungen im Alltag - Symptome und Hinweise auf eine Demenzerkrankung
- Kommunikation mit demenziell Erkrankten - Gesprächsführung und allgemeine Umgangsregeln in der Begegnung mit Demenzkranken
- Hilfsangebote und Anlaufstellen
"Wir sind uns selbstverständlich bewusst, dass die Fahrerinnen und Fahrer keine Diagnose stellen können", meint Gregor Petermann, Abteilungsleiter der Mobilen Altenhilfe im Caritasverband. "Die Aufgabe ist vielmehr, Anzeichen einer Demenz wahrzunehmen und mögliche Verdachtsfälle an die Einrichtungsleitung bei Essen auf Rädern zu melden. Darüber hinaus sollen die geschulten Fahrerinnen und Fahrer auch ihre Kolleginnen und Kollegen für das Thema sensibilisieren und so als Multiplikatoren dienen. Wir hoffen, auf diesem Wege den Zugang zu Hilfesystemen für die Betroffenen zu beschleunigen."
Seit Januar sind die so geschulten Fahrerinnen und Fahrer unterwegs. Sie sollen regelmäßig alle Essenstouren fahren, um sicherzustellen, dass alle Kundinnen und Kunden in einem festen Rhythmus von ihnen angefahren werden. Ihre erste Ansprechpartnerin bei Verdachtsfällen ist die Einrichtungsleiterin bei Essen auf Rädern, selbst ausgebildete Krankenschwester, die Angehörige, Betreuer oder Pflegedienste auf Verdachtsmomente hinweist und zusätzlich über Angebote und Beratungsstellen informieren und Kontakte vermitteln kann.