Seit 4. Mai wurden in den Arbeitsprojekten Mühltal des
Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. acht Maßnahmenteilnehmerinnen
und -Teilnehmer im Rahmen des Projekts „Stromspar-Check“ zu Stromsparhelfern
ausgebildet. Sie beraten einkommensschwache Haushalte einzelfallbezogen in der
Wohnung, um eine spürbare Reduzierung des Strom- und Wasserverbrauchs
herbeizuführen und damit gleichzeitig eine finanzielle Entlastung zu bewirken.
Ursprung ist ein vom Caritasverband Frankfurt initiiertes Pilotprojekt, das ab 2006 umgesetzt wurde. Zielsetzung und Erfolg überzeugten auch auf Bundesebene und bescherten dem Projekt seither zahlreiche Auszeichnungen und die Unterstützung des Deutschen Caritasverbands, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagentur.
In Wiesbaden hat sich Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller schnell und unkompliziert bereit erklärt, die Schirmherrschaft für das Projekt zu übernehmen.
„Was das Projekt auszeichnet ist die Verknüpfung von Arbeitsmarktpolitik und Umweltschutz mit einer finanziellen Entlastung für einkommensschwache Haushalte durch die Reduzierung des Strom- und Wasserverbrauchs“, sagt Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller. „Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten Jahren am eigenen Geldbeutel empfindlich bemerkt, dass Preise für Strom, Kraftstoffe oder Wärme kontinuierlich gestiegen sind. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter fortsetzen. Damit Energie auch in Zukunft für die Haushalte bezahlbar bleibt und gleichzeitig im Sinne des Umweltschutzes die CO2-Emissionen langfristig sinken, müssen wir einen Bewusstseins- und Verhaltenswandel in unserer Gesellschaft bewirken und auf verschiedenen Ebenen handeln und kreative Lösungen entwickeln. Ein Mosaikstein auf dem Weg ist das Projekt „Stromspar-Check“ des Caritasverbands. Wir demonstrieren damit, dass wirklich jeder Einzelne einen Beitrag zur Energie-Effizienz und damit letztlich auch zum Umwelt- und Klimaschutz leisten kann. Gleichzeitig ist es eine Maßnahme, die ganz konkret vielen Bürgerinnen und Bürgern in Wiesbaden eine spürbare finanzielle Entlastung bringen kann. “
Zielgruppe des „Stromspar-Checks“ sind ausdrücklich Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld.
„Diese Gruppe ist besonders stark von der Preissteigerung für Öl, Gas und Strom in den letzten Jahren betroffen“ erklärt Caritasdirektorin Barbara Handke. „Neben ihren materiellen Sorgen, dem Mangel an sozialer Teilhabe und dem Zugang zu Bildung wird auch der Zugang zu Energie merklich problematisch. In der Allgemeinen Sozial- und Lebensberatung der Caritas haben über 15% der Klienten „wohnungsnahe“ Schulden, jeder zweite davon benennt explizit Energieschulden. Der rasante Anstieg der Energiekosten in den letzten Jahren ist in den Regelsätzen nach SGB II und XII nicht berücksichtigt. Wer mit wenig Geld auskommen muss, hat keine Reserven, um Preissteigerungen oder Nachzahlungen aufzufangen. Vor diesem Hintergrund ist das Projekt auch eine wichtige Präventionsmaßnahme, die Betroffene freiwillig und kostenlos in Anspruch nehmen können.
Ziel ist es aber nicht nur, den Stromverbrauch in Haushalten mit niedrigen Einkommen zu senken, sondern gleichzeitig langzeitarbeitslose Menschen zu schulen, die diese Haushalte beraten und ihnen damit gleichzeitig den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Wir haben uns gern der Initiative des Deutschen Caritasverbandes angeschlossen, das Projekt im Rahmen der bundesweiten Aktion auch in Wiesbaden zu initiieren und freuen uns darüber, dass Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller die Schirmherrschaft und Sozialdezernent Arno Goßmann die Fachdezernatspatenschaft übernommen haben. Ebenso erfreulich ist das Engagement eines großen Teils der Wohnungswirtschaft in Wiesbaden. Die GWW/GWG, die SEG, die GWH und GENO 50 haben sich ebenfalls als Paten zur Verfügung gestellt und werden das Projekt voraussichtlich auch durch ihre Wohnbaugesellschaften in der eigenen Mieterschaft bekannt machen.“
Wesentlich für die Umsetzung des Projekts war schließlich die Bereitstellung von Mitteln durch das Amt für Soziale Arbeit der Landeshauptstadt Wiesbaden. Zudem hat Sozialdezernent Arno Goßmann die Fachdezernatspatenschaft übernommen.
„Das Projekt „Stromspar-Ceck“ bietet gerade einkommensschwachen Haushalten die Möglichkeit, Stromkosten in Cent und Euro einzusparen. Kosten für Haushaltsenergie und Warmwasseraufbereitung müssen aus dem Regelsatz der Grundsicherung selbst bestritten werden. Einkommensschwache Haushalte nutzen meist alte Geräte oder solche aus dem unteren Preissegment, die vergleichsweise einen hohen Verbrauch aufweisen. Aufgrund ihrer Lebenslage halten sich diese Menschen zudem häufiger zuhause auf, was den Stromverbrauch insbesondere für Licht, Kochen und Warmwasseraufbereitung erhöht. Die Initiatoren gehen davon aus, dass je nach Haushaltsgröße mit einem jährlichen Einsparvolumen von bis zu 180,- Euro zu rechnen ist – Einsparungen, die Familien direkt zugute kommen.
Für uns stand aber auch im Vordergrund, dass die ausgebildeten Stromsparhelferinnen und -helfer selbst Langzeitarbeitslose sind. Sie wurden im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten nach §16 d SGB II in den Arbeitsprojekten Mühltal des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. von geschultem Personal qualifiziert. Um die (Re)Integration der qualifizierten Stromsparhelfer in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu unterstützen, werden sie direkt in den Arbeitsprojekten Mühltal von einer Arbeitsvermittlerin mitbetreut.“
In den Arbeitsprojekten Mühltal des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. wird schließlich die praktische Umsetzung des Projekts geleistet. Acht Langzeitarbeitslose werden dort seit dem 4. Mai qualifiziert. Die Stromsparhelferinnen und -helfer haben bislang etwa 80 Stunden fachlichen Unterricht zum Thema Energiesparen erhalten. Darüber hinaus fand ein ca. 20stündiges Kommunikationstraining statt.
Der Stromspar-Check findet im Rahmen zweier Hausbesuche statt. Beim ersten Termin, der Verbrauchsanalyse, erfassen die Stromsparhelfer den Ist-Zustand mit Hilfe eines Formulars. Der zweite Besuch, die Verbrauchsempfehlung, ist den Sofortmaßnahmen vorbehalten. Bei diesem Termin geben die Stromsparhelfer qualifizierte Ratschläge, wie durch entsprechendes Nutzungsverhalten der Stromverbrauch reduziert werden kann. Außerdem bekommen die Beratungshaushalte je nach individuellem Bedarf Energiesparlampen, schaltbare Steckerleisten, TV-Abschalter, Zeitschaltuhren, Wasser sparende Perlatoren (Luftsprudler) im Werte von bis zu 70 Euro kostenlos zur Verfügung gestellt.
Sollte sich über das Stromsparen hinaus Beratungsbedarf hinsichtlich der Raumheizung oder der Wärmedämmung ergeben, geben die Stromsparhelfer/innen gerne Tipps, wie der Kontakt zu einem qualifizierten Energieberater der Handwerkskammer oder zu Verbraucherzentralen aufgenommen werden kann.
Bisher ist die Resonanz auf die Stromsparhelfer durchweg positiv. „Zu ihren ersten Stromspar-Checks gehen die Stromsparhelfer noch in Begleitung ihres Trainers. Haben sie genug Erfahrung und Routine, führen sie die Stromspar-Checks in Zweier-Teams vollkommen selbstständig durch. Bisher haben fünfzehn Erst- und Zweitberatungen stattgefunden. Acht Haushalte stehen noch auf der Warteliste. Die Rückmeldungen haben gezeigt, dass die Kunden durchweg zufrieden waren“, erzählt Joachim Bach Einrichtungsleiter der Arbeitsprojekte Mühltal.
Das Projekt hat sich aber noch größere Ziele gesetzt. „In naher Zukunft soll ein Informationsladen zum Stromsparcheck in Wiesbaden eröffnet werden. Hier werden einkommensschwache Haushalte die Möglichkeit erhalten, sich vor Ort auch über alle Möglichkeiten des Stromsparchecks zu informieren“, ergänzt Joachim Bach.