Nach knapp 19 Jahren muss der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus
e.V. in Kürze ohne Caritasdirektorin Barbara Handke auskommen, die sich in den
wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Es wird nicht nur ein Abschied vom Caritasverband,
sondern auch ein Abschied aus Wiesbaden und zurück in die Wahlheimat Münster.
„Dort habe ich immer noch viele Freunde, Bekannte und vor allem
Familienanschluss noch aus Zeiten, in denen ich meine Ausbildung auf dem
Bauernhof gemacht habe“, sagt Barbara Handke.
Nach dem frühen Tod der Mutter war Barbara Handke bereits mit zehn Jahren zuständig für den Haushalt mit fünf Geschwistern und dem Vater. Nach dem Realschulabschluss war Kleintier- und Geflügelzüchterin die erste Berufswahl und damit der Umzug von Berlin nach Münster. Abitur und Studium standen nicht zur Debatte, weil der Vater davon überzeugt war, dass Frauen heiraten und keine höhere Schulbildung benötigen. Auf die Ausbildung folgten fünf Jahre Leben im Kloster und zur gleichen Zeit das Studium der Sozialarbeit an der Katholischen Fachhochschule Münster sowie eine Ausbildung zur Pastoralreferentin. Da das Leben im Kloster schließlich doch zu beengend war, folgte der Abschied und der Aufbruch in den Schwarzwald, um eine Einrichtung zur Rehabilitation Suchtkranker mit aufzubauen. Nebenher war auch noch Zeit für ein Pädagogikstudium. Schließlich der Wechsel nach Mainz in ein Haus für psychisch Kranke und dann nach Wiesbaden, wo sie 1997 einen relativ überschaubaren Caritasverband Wiesbaden mit etwa 350 Mitarbeitenden übernommen hat. 2007 folgte die Fusion mit dem Verband im Rheingau-Untertaunus zum Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Im Jahr 2009 sind vier Altenpflegeeinrichtungen des Diözesancaritasverbands Limburg hinzugekommen, sodass der Verband sich von der Größe her mehr als verdreifacht hat und inzwischen über 1.300 hauptamtlich Mitarbeitende beschäftigt sowie viele ehrenamtlich Engagierte.
„Eine Ära geht zu Ende“, meinte Stadtdekan Klaus Nebel, der sich ein paar kurze Grußworte im Gottesdienst in der gut besetzten Bonifatiuskirche vor der Verabschiedungsfeier und beim Überreichen der Urkunde zum Eintritt in den Ruhestand nicht nehmen ließ. Caritas sei für Barbara Handke stets Auftrag und Berufung gewesen, sie habe sich stets im Glauben leiten lassen. Verwaltungsleiter Christoph Scheu wünschte ihr zum Abschied, dass sie jeden Tag einen Anlass finden möge, herzhaft zu lachen, dann könne die Zeit ohne den Verband nicht so schlimm werden. Als Abschiedsgeschenk überreichte er eine Reise nach Rom sowie einen Gutschein für ein Erinnerungs- und ein Fotobuch von der Verabschiedungsfeier, die nachträglich übergeben werden.
Das einzige Grußwort zum Abschied durfte zum Ende des Gottesdienstes der Ständige Vertreter des Apostolischen Administrators, Wolfgang Rösch, sprechen. „Ich möchte Dank sagen für jemanden, der absolut angstfrei einstehen kann für andere und für das, wovon er überzeugt ist.“ Wer 1949 geboren sei, der wisse, was Not sei und auch in der sozialen Arbeit habe Barbara Handke immer unter dem Vorzeichen des Mangels gearbeitet. Problemen sei sie nicht ausgewichen, sondern habe in dem Rahmen gestaltet. Und „richtig zoffen“ könne man sich mit ihr, ja, es sei sogar ein Zeichen der Wertschätzung. Hervorgehoben wurden ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit – mit einem Rundblick durch die Kirche stellte Wolfgang Rösch fest: „Fast alle, die hier sind, sind auch mal von ihr bekocht worden.“
Das Kochen will Barbara Handke auch in Münster fortführen und hat dort schon Freunde im Blick, die sich regelmäßig zum gemeinsamen Essen einfinden werden. Die Hospizarbeit, die Betreuung von sterbenden Menschen, hat ihr in ihrer aktiven Zeit immer besonders am Herzen gelegen. In Münster ist in der Nähe der neuen Wohnung ein Hospiz, in dem sie künftig ehrenamtlich arbeiten möchte. Ruhestand wird also ein relativer Begriff sein. Am 16. Juli fährt der Umzugswagen vor und ein neues Kapitel beginnt.
Bevor es soweit ist, bildete sich aber nach dem Gottesdienst eine lange Schlange derer, die sich persönlich von Barbara Handke verabschieden und ihre Wertschätzung ausdrücken wollten. Viele Vertreter aus Kirche und Politik und natürlich Mitarbeitende aus dem Caritasverband waren, versehen mit „Danke, Handke“-Buttons, zur Feier gekommen und haben den Nachmittag und Abend bei wunderschönem Wetter und gutem Essen zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. „Vielen Dank an alle hauptamtlich und ehrenamtlich Mitarbeitenden für die gute Zusammenarbeit in all den Jahren“, verabschiedet sich Barbara Handke. „Ich wünsche dem Verband Gottes Segen und freue mich nun auf die Zeit in Münster.“
Wir sagen: Danke, Handke!