Die Teilnehmer_innen des zweiten Kurses Wohnungsführerschein Wiesbaden haben ihre Teilnahmezertifikate von Sozialdezernent Christoph Manjura erhalten.
"Viele unserer Klientinnen und Klienten leben schon lange in Gemeinschaftsunterkünften oder stark beengten Verhältnissen", erklärt Daniel Naumann vom Migrationsdienst des Caritasverbands Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. "Sie fragen in der Beratung nach Unterstützung bei der Wohnungssuche. Wir können leider keine Häuser bauen, aber wir haben uns überlegt, wie wir ihre Chancen auf dem Wohnungsmarkt verbessern können."
Den Wohnungsführerschein Wiesbaden hat der Migrationsdienst der Caritas gemeinsam mit der Katholischen Familienbildung und der Katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius entwickelt. Den Teilnehmern des inzwischen zweiten Kurses wurden kürzlich von Sozialdezernent Christoph Manjura ihre Teilnahmezertifikate überreicht. Neue Kurse für 2022 sind bereits geplant.
Der Kurs richtet sich nicht nur an Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch an sozial benachteiligte Menschen. An fünf Tagen beschäftigen sich die Teilnehmenden mit dem Thema Wohnen. Sie setzen sich dabei mit der Wohnungssituation und -suche in Wiesbaden, Wohnungsbezug und Unterstützungsmöglichkeiten, Rechten und Pflichten von Mieter und Vermieter, Kosten und Ressourcen sparen sowie Akzeptanz und Rücksicht in der Nachbarschaft auseinander. Einige Themen werden von externen Vortragenden präsentiert wie dem kommunalen Jobcenter, dem Mieterschutzbund oder einer Wohnungsbaugesellschaft. Hinzu kommt eine individuelle Beratung pro Teilnehmer zum Thema Wohnungssuche. "Unseren Klientinnen und Klienten fehlt häufig das Wissen, wie man nach einer Wohnung sucht", sagt Daniel Naumann. "Diese Lücke möchten wir mit dem Kurs schließen. Wohnungsbewerber, die sich gut präsentieren und vorbereitet sind, haben größere Chancen beim Auswahlverfahren. Wir möchten die Menschen aktivieren und richten den Blick auf ihre Stärken."
Bereits 43 Menschen haben den Kurs absolviert. Für das nächste Jahr wird das Angebot leicht modifiziert. "Wir haben bemerkt, dass die Individualberatung für die Teilnehmenden sehr wichtig ist", erklärt Daniel Naumann. "Wir gehen intensiver auf die individuelle Situation und Wohnungssuche ein und formulieren einen passenden Bewerbertext für Wohnungsportale. Ab nächstem Jahr hat jeder Teilnehmende die Möglichkeit, nicht mehr eine, sondern fünf dieser Einzelberatungen in Anspruch zu nehmen."
Aus dem ersten Kurs mit 20 Teilnehmenden, der im Jahr 2020 stattgefunden hat, haben inzwischen einige eine Wohnung gefunden. Inwiefern das Wissen aus dem Kurs dabei geholfen hat, lässt sich allerdings schwer nachvollziehen. Bei der kürzlich stattgefundenen Übergabe der Teilnahmezertifikate für den zweiten Kurs, war ein Teilnehmer dabei, der am nächsten Tag einen Mietvertrag unterschreiben sollte. Er hat sich sehr für die Unterstützung durch den Kurs und die Organisatoren bedankt.
"Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen Wissen rund um das Thema Wohnen und Wohnungssuche mit aus dem Kurs", meint Daniel Naumann. "Über das Zertifikat, das sie am Ende erhalten, können Sie Vermietern verdeutlichen, dass sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben und Verhaltensregeln kennen. Sie können selbstsicherer und gut vorbereitet auftreten. Wir versprechen ihnen aber auch nichts Unrealistisches. Ich habe in Wiesbaden selbst ein Jahr nach einer neuen Wohnung gesucht. Das sage ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Über Menschen mit Migrationshintergrund oder sozial Benachteiligte wird sehr oft pauschal ein Urteil gefällt. Es liegt allerdings nicht immer daran. Der Wohnungsmarkt ist insgesamt stark angespannt. Man muss am Ball bleiben und darf nicht sofort aufgeben."