Im Vorfeld hatte Judith Rapp, KiEZ-Verantwortliche, bereits mit den Frauen, die am wöchentlich stattfindenden Elterncafé teilnehmen, über den Besuch gesprochen: Was ist Politik? Warum ist das KiEZ wichtig für uns?
Das KiEZ bietet Angebote für Familien und ihre Kinder im Stadtteil, ist Anlaufstelle bei Fragen zu Erziehung und Entwicklung von Kindern und bietet Eltern Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Alle Familien sind dort willkommen, die meisten von ihnen bringen allerdings auch einen Migrationshintergrund mit. Für viele von ihnen ist das KiEZ ein wichtiger Treffpunkt geworden, aber auch eine Anlaufstelle bei Problemen. "Im KiEZ bekommen wir Hilfe", war eine zentrale Aussage der Frauen beim Besuch Silas Gottwalds. Aber auch, dass das KiEZ eine Möglichkeit bietet, Deutsch zu sprechen, die die Frauen im Alltag nicht haben, weil der Kontakt zu Deutschen fehlt, war ein Thema. Neu eingerichtet wurde deshalb ein Mama-Deutschkurs, der Unterstützung bietet bevor die Frauen einen Platz für einen Integrationskurs bekommen.
Wichtig war den Frauen auch, dass das KiEZ ihnen mit den Kindern hilft. Eine der Frauen nannte das ZusammenSpiel als für sie hilfreiches Angebot. Hier werden die Kinder auf die Kita vorbereitet, während die Mütter gleichzeitig Input zu für sie relevanten Themen bekommen.
Und dann gehen auch die Kinder gerne ins KiEZ. Hervorgehoben haben die Frauen das Leseprojekt, in dem einmal die Woche ein Buch vorgelesen und hinterher über das Gelesene gesprochen wird. Das Angebot wird so gut angenommen, dass überlegt wird, eine zweite Gruppe aufzumachen.
Immer wieder ist es aber auch der Treffpunkt, der für die Frauen wichtig ist. Ein Raum, in dem sie sich treffen und austauschen können - zum Beispiel über die Kinder. "Es hilft oftmals schon, wenn die Frauen merken, dass andere das gleiche Problem haben", sagt Judith Rapp. "Wenn eine Mutter sich Sorgen macht, dass ihr Baby nicht schläft und oft schreit, dann ist es schon eine Erleichterung zu hören, dass sie nicht die einzige mit dem Problem ist."
An dieser Stelle haben die Frauen auch ein Thema bei Silas Gottwald platziert: Es fehlt ein Treffpunkt außerhalb des KiEZ. Früher war der Spielplatz so ein Ort, wo man immer jemanden getroffen hat oder wo man schon gemeinsam hingegangen ist. Inzwischen sind fast alle Spielgeräte alt und nicht mehr nutzbar, sodass die Kinder dort nicht mehr spielen können. Auch der daneben liegende Bolzplatz müsste dringend saniert werden.
Außerdem haben die meisten Familien im KiEZ mit beengten Wohnverhältnissen zu kämpfen und sind bei der Wohnungssuche trotz vieler Bemühungen erfolglos. Zwei Zimmer auf 59m² für vier Personen stehen ihrer Familie zur Verfügung, schilderte eine der Frauen. Eine neue Unterkunft ist nicht in Sicht. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte sind auf der Suche nach Wohnungen. Eine der Frauen lebt mit Mann und drei Kindern in einem Zimmer. Küche und Bad müssen sie sich mit anderen Familien im Haus teilen. 4-Zimmer-Wohnungen wünschen sich viele, die sind in Erbenheim und auch in vielen anderen Stadtteilen allerdings rar und teuer. Und wenn man eine Wohnung hat, vielleicht sogar in der richtigen Größe, dann scheint in Erbenheim oftmals Schimmelbefall ein Problem zu sein. Die Mitarbeitenden Im KiEZ bestätigen, dass sie häufig auf dieses Problem angesprochen werden, die Vermieter allerdings nicht reagieren.
Silas Gottwald hat sich alles interessiert angehört, nachgefragt und einige Notizen gemacht. Zu einigen Themen will er aktiv nachfragen und sich dann im KiEZ rückmelden. Viele der Probleme waren ihm schon aus seinen Besuchen in den KiEZen anderer Träger in anderen Stadtteilen bekannt. Wohnungen, das ist klar, können allerdings nicht von heute auf morgen neu aus dem Boden gestampft werden. Die Frauen haben sich über den Besuch gefreut und über einen ersten Einblick, wie in Deutschland Politik gemacht wird. Zeit für einen gemeinsamen Kaffee und Gespräche unter vier Augen hat sich Silas Gottwald auch noch genommen. Den Mitarbeitenden im KiEZ hat er versichert, für wie wichtig er persönlich die Arbeit in diesen Einrichtungen erachtet.